Gedichte von Erich Ledersberger

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Verurteilt

 

 

     

 

 

     

Vor zwanzig Jahren hatten sie ihn gezeugt:

 

Mit einem Jahr schlugen sie ihm den Hintern blutig
und das nicht nur einmal.

 

Mit drei fand ihn die Fürsorge
in einem Haufen von Erbrochenem und Kot.

 

Mit fünf war er das Heim gewohnt
und küsste die Tante gern auf den Mund.

 

Mit sieben sagte er zu einem Mädchen:
"Ich schlitz dir den Bauch auf."

 

Mit neun fürchtete ihn sein Lehrer
und prügelte ihn.

 

Mit zwölf trat er die Jüngeren in den Magen
und genoss die Schläge von oben.

 

Mit fünfzehn nahm er Geld aus der Kasse
um Blumen für sein Mädchen zu kaufen.

 

Mit siebzehn brach er einem das Nasenbein
und kam hinter Gitter.

 

Mit neunzehn vergewaltigte er die Frau des Nachbarn
nachdem sie ihm zugehört hatte.

 

Einen Tag später haben sie ihn verhaftet.
Er weinte, aber er zeigte keine Reue.

     

Erschienen in "Ende der Salzstreuung - Glatteisgefahr"

Eigenverlag, 1982


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