Mexiko

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Bericht 4

  

 

Die Rache des Moctezuma hat einen Teil von uns (den schwächeren, männlichen) ereilt. Zwei Tage Diät mit Zwieback, Reis, Bananen und Cola sowie Kohletabletten haben die zürnenden Götter allerdings schon besänftigt.

Monte- oder Moctecuma ist übrigens die spanische Verballhornung von Motecuhzoma (gesprochen: motekwusóma), des Herrschers von Tenochtitlán, dessen Einwohner sich Mexica nannten.

Dies entnahmen wir der interessanten Cortés-Biographie von Claudine Hartau, die uns Gabi und Ernst geliehen haben. Da ist zum Beispiel auch nachzulesen, dass Cortés zwar selbst gerne die Geschichte erzählte, dass er und seine Soldaten von den Azteken als Götter angesehen wurden, aber so blöd waren die nicht. Um sicher zu gehen, boten sie den Fremden Menschenblut und -fleisch an neben Hühnern, Brot und Kirschen.

Die aztekischen Götter brauchten nämlich Ersteres zum Überleben, weshalb ihnen Menschen geopfert wurden. Als die Spanier zu den Hühnern griffen und sich vor dem anderen ekelten, wussten die Mexica gleich, dass die Bärtigen irdische Herren waren.

Cortés wies auch gern auf die Menschenopfer hin, um die Unterwerfung und Zerstörung dieser Kultur zu rechtfertigen, aber in Bezug auf Brutalität, Hinterhältigkeit und Gier nach Gold waren die Eroberer den Azteken weit voraus, was wohl mit ein Grund für deren Erfolg war. Aber das ist eine andere Geschichte.

 

Die Autoren

Ulla und Christian

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In Jalisco, dem Bundesstaat, dessen Hauptstadt Guadalajara ist, fanden letzten Sonntag Wahlen statt. Erwartungsgemäss hat die rechte PAN (Partei der Nationalen Aktion) gewonnen und stellt weiterhin den Gobernador und die Mehrheit im "Landtag". Die PRI hat um 54.000 Stimmen weniger bekommen, und die drittstärkste Partei, die PRD (Partei der Demokratischen Revolution) fiel von 15 auf 4 % ab. In dieser eher linken Sammelpartei, deren Sieg bei den Präsidentenwahlen 1994 mit massiven Fälschungen durch die regierende PRI verhindert worden war, gab es seither offenbar so viel an Machtkämpfen und korrupten Praktiken, dass sie für viele Linke unwählbar geworden ist. Sie erreichte aber bei den Kommunalwahlen in Mexiko-Stadt die Mehrheit und der Präsidentschaftskandidat von 94, Cuaúthemoc Cárdenas, ist seither Bürgermeister.

Bei der Wahl zum Präsidenten im Juli 2000 hat die PRI nach 70 Jahren die Macht verloren und Vincente Fox, der Kandidat der PAN, gewonnen. Anfang Dezember wird er sein Amt antreten. Viele wählten PAN und damit den reaktionären ehemaligen Cola-Manager Fox nur deshalb, um endlich einen Wechsel herbeizuführen, weil sie die korrupte Herrschaft der PRI satt hatten.

Die Kathedrale von Guadalajara

Kathedrale von Guadalajara

12. November

Ein zweiter Exkurs zur Geschichte:

Mexiko erklärte 1821 seine Unabhängigkeit von Spanien, aber europäische Mächte und die USA versuchten natürlich weiterhin ökonomisch und politisch mitzumischen. Als eine Marionette des europäischen Imperialismus wurde der Habsburger Maximilian hergeschickt und auf Anordnung des Präsidenten Benito Juárez hingerichtet. 1876 bis 1911 erleichterte die Diktatur von Porfirio Díaz dem ausländischen Kapital, sich hier zu vermehren, und verschlechterte die Lebensbedingungen der Mehrheit der MexikanerInnen. 1910 beginnen sie sich in der "Mexikanischen Revolution" unter der Führung von Generälen und Volkshelden wie Emiliano Zapata und Pancho Villa gegen diese Verhältnisse zur Wehr zu setzen. 1919 wird Zapata ermordet, 1923 Villa, und 1929 wird die Nationalrevolutionäre Partei gegründet, die seit 1946 "Partido Revolucionario Institucional" (PRI; Partei der Institutionalisierten Revolution) heisst.  Seit ihrer Gründung regiert sie das Land, anfänglich wohl auch zu Gunsten weiter Teile der Bevölkerung, selten zu Gunsten der direkten Nachkommen der Azteken, Mayas und der vielen anderen Indigena-Völker.

 

 

 

 

Melaque

Strand von Melaque

 

In den 30er Jahren gab es Ansätze einer fortschrittlichen Politik, und Mexiko wurde zum Zufluchtsort für viele EuropäerInnen, die vor dem Faschismus flohen. Die Regierung unter Präsident Lázaro Cárdenas (Grossvater des Bürgermeisters von Mexiko-Stadt) protestierte gegen den "Anschluss" Österreichs, weshalb es in Wien heute einen Mexikoplatz gibt. Die Regierung Cárdenas verstaatlichte auch die US- und britischen Ölfirmen und das Land wurde bis 1980 zum viertgrössten Ölproduzenten. Aber viel Geld landete weiterhin bei ausländischen Konzernen und auf ausländischen Konten, teilweise auf den Schweizer Konten der jeweiligen Präsidenten.

Colima

Colima

 

Heute also ein eher historischer Beitrag, wir sind schon gespannt, was es nächstes Mal sein wird. 

Am Montag, dem 20. November ist Staatsfeiertag, denn da begann 1910 die Revolution, und das verlängerte Wochenende werden wir dazu benützen, um über Colima an den Stillen Ozean zu fahren. Laut Zeitung von heute hat es dort 32 Grad. 

Vielleicht gibt's auch geeignete Fotomotive.

¡Hasta luego!

Ulla und Christian

Colima

Colima

      


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