Ein ganz neues Gefühl für fleißige SchülerInnen:
Wir sitzen Montag Vormittag im Internetcafe, weil unser 5-Wochen-Kurs
am Donnerstag (30. 11.) zu Ende ging.
Am Freitag war nämlich der Antritt der Regierung
Fox, und bei diesem Ereignis (einmal im "Sexennio") ist
Feiertag. Gestern war der Herr Präsident schon hier in Guadalajara,
wir kamen gerade am Palast der Regionalregierung vorbei, als ihm eine
begeisterte Menge "Vincente, Vincente!" nachrief, während
er mit dem Auto wegfuhr. Beeindruckend. Wir haben aber nicht so
begeistert dreingeschaut.
"El Sub", Subcomandante Insurgente
Marcos, hat sich am Samstag nach 6 Monaten wieder in der
Öffentlichkeit (bei einer Pressekonferenz) zu Wort gemeldet, indem er
die Bedingungen nannte, unter denen die EZLN (Ejercito Zapatista de la
Liberación National, Zapatistische Armee der Nationalen Befreiung)
wieder in einen Dialog mit der Regierung eintritt mit dem Ziel, im
Aufstandsgebiet in Chiapas nach nunmehr fast 7 Jahren des bewaffneten
Kampfes wieder zu einer Friedensordnung zu kommen. Dieser Dialog war
von den Zapatisten unter der Regierung Zedillo abgebrochen worden als
Antwort auf deren Hinhaltetaktik, deren nicht eingelösten
Versprechungen und verstärkter militärischer Repression im Gebiet
der Indigenas von Chiapas. Die Zeitungen schrieben, Fox habe
"begeistert" auf die Bekundung der Dialogbereitschaft der
Zapatisten reagiert, er hatte ja auch schon im Wahlkampf angekündigt,
das Problem in Chiapas schnell zu lösen, wobei allerdings nicht ganz
klar war, auf welchem Weg er dies tun wollte. Signale in Richtung
eines friedlichen Weges hatte es allerdings schon gegeben, und man
hofft jetzt, dass sich die Lage etwas entspannt. Marcos hat ebenfalls
angekündigt, im Februar mit 20 Comandantes der EZLN nach Mexiko-Stadt
zu kommen. Wie sie diese und andere öffentliche Auftritte
durchführen ohne dabei verhaftet zu werden, ist uns schleierhaft.
Oder rechnen sie damit, dass Polizei und Militär dies nicht
riskieren? Es gibt hier jedenfalls sehr viel Sympathie und
Unterstützung für den Aufstand, vor allem unter jungen Leuten und an
den Universitäten. Wir waren bei einem Konzert des
französisch-spanischen Musikers Manu Choa, dort wurden unter tosendem
Beifall auf der Bühne EZLN-Fahnen hochgehalten und der Ausschnitt aus
einer Rede des "Sub" eingespielt. (Wer Manu Chao oder seine
frühere Gruppe Mano Negra noch nicht kennt: ein heißer Tipp!)
Neben dem Konzert gab es viel an kulturellen
Angeboten, die wir heftig nützten. Wir haben viele interessante Filme
gesehen, zB gab es eine französische und eine spanische Filmwoche;
mexikanischen Film konnten wir uns leider nur einen anschauen, die
sind eher selten, man/frau kann sich vorstellen, von wo die meisten
kommen. Arnold aus der Steiermark ist übrigens recht präsent, auf
einer Busfahrt beglückte er uns über 4 Monitore.
Im nächsten Bericht werden wir von der internationalen Buchmesse
berichten.
¡Hasta luego!
Ulla und Christian