Mexiko

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Bericht 8

 

  

 

Die Silberstädte

Von Guadalajara fuhren wir sechs Stunden mit dem Bus nach Norden auf 2500 m Seehöhe, nach Zacatecas. Abends wird's hier - für uns schon ganz ungewöhnlich - ein bisschen kühl. Die Einheimischen tragen sogar schon Mäntel und Handschuhe, so arg war's für uns aber nicht.

Der Bus fuhr durch ein eher kahles und trockenes Hochland mit ein paar kleinen Bäumen und größeren Kakteen. Die letzten Jahre hatte es wenig geregnet, was für die Landwirtschaft Probleme brachte. Überraschend: Hier tranken wir den bisher besten Wein, es ist eine der bekanntesten Weingegenden Mexikos.

Die Stadt liegt umgeben von Bergen (um 3000), eine Schweizer Seilbahn verbindet zwei davon und schwebt über die Stadt, sehr beeindruckend. Laut Führer war Zacatecas wegen des Silberreichtums der Minen nach Mexiko die zweitwichtigste Stadt von Nueva España, den Reichtum sieht man an den noch vorhandenen kolonialen Bauten.

Auch um Guanajuato liegen reiche Silberminen, die heute zum Teil noch in Betrieb sind. Die Anlage der Stadt ist phantastisch: Sie liegt in einem ehemaligen Flussbett in einem engen Tal, dem entlang schon in vorigen Jahrhunderten ein unterirdisches Straßennetz angelegt wurde, der Verkehr fließt heute in die eine Richtung unter-, in die andere oberirdisch. Es sieht so aus, als ob die Bergleute zum Zeitvertreib einmal in weniger hartem Gestein herumbohren wollten. (So stark kann der Verkehr damals ja nicht gewesen sein, dass das nötig war?)

 

 

 

Eines der historisch bedeutsamsten Gebäude ist die "Alhòndiga", ein ehemaliges Getreidelager, das die Spanier als Gefängnis benützten. Beim Unabhängigkeitskampf Mexikos gegen Spanien wurde diese Bastion der Unterdrückung erstürmt, dann von den Spaniern wieder zurückerobert und an den vier Ecken die abgeschlagenen Köpfe von Hidalgo und drei weiteren Führern der Aufständischen zehn Jahre lang aufgehängt.

Mit wie viel Leid und unmenschlichen Qualen die Indios und Mestizen jahrhundertelang das Silber und andere Metalle für die Spanier aus dem Berg holen mussten, davon sagen die extrem reich verzierten Kirchen kaum etwas. Aber die Gemeindeverwaltung ließ über der Stadt beim Denkmal von Pìpila, einem Indigena, der mit einem waghalsigen Brandanschlag maßgeblich an der Erstürmung des Gefängnisses beteiligt war, eine Inschrift anbringen:

"Es gibt noch weitere Alhòndigas, die angezündet werden müssen." 

Ulla und Christian

 

 

      


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