Editorial
Professor Mag. Ulrich Mann
Herausgeber
 

 

 

Liebe Leserin, lieber Leser,
Provinz ist überall!

Wohin der Blick sich auch wendet, er fällt auf Ereignisse, die wir uns vor 14 Tagen nicht hätten träumen lassen.

Der große Bruder Deutschland lässt seinen Altkanzler nicht an der Vereinigungsfete teilnehmen, dafür singt der Neue "Hol mir noch ne Flasche Bier, sonst streik ich hier!"

Der Heimatsong ist bereits an Stelle 2 der Hitparade und ein Medienberater erklärt mit Dackelblick: "Hier zeigt sich der neue Kontakt zur Arbeiterklasse! Die SPD kehrt zu ihren Wurzeln zurück!"

Zum Bier.

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Aber auch beim kleinen Bruder Österreich geht es seit kurzem, nein, nicht um Bier, sondern um Streik. Hatte man bisher geglaubt, in diesem seltsamen Staat - eine Missgeburt sei er, sagte ein dort berühmter Mann einmal - könne man dieses Wort weder richtig schreiben noch aussprechen, übten plötzlich Funktionäre sogar den Generalstreik

Die Bevölkerung war zuerst dagegen, weil sie Offizieren grundsätzlich das Streikrecht absprach. Später, endlich aufgeklärt, blieb man zur Sicherheit neutral, was ja der Lieblingshaltung dieses Landes entspricht. 

Ermutigt durch dieses Schweigen trat der dortige Beamtengewerkschafter, eine knorrige  Kämpfernatur, wie man sie nur in den kargen Alpentälern findet, vor die Regierung und forderte wucherartige 2,87 %  Gehaltserhöhung (!) für ein Jahr. Das entspricht einem negativen Gehaltszuwachs von + 0,4 %, wenn man die Steueranpassung nicht berücksichtigt.

Auf diese Unverschämtheit gab es nur eine Antwort: Streik der Regierung samt ihrem Volk! Vor dieser Massenbewegung gingen sogar die Beamtengewerkschafter in die Knie und nahmen dankbar das Gegenangebot der Vizekanzlerin an: Erhöhung der Gehälter um den Nettonegativsatz von durchschnittlich +0,2 Promille. 

In diesem Sinne geht es auch heute wieder weiter!