Das Zeitung-Lesen ist
schon fein:
Es bildet nicht nur ungemein,
sondern kann auch gemütlich sein.
Ach, wär ich doch die Zeitung Dein!
So zart gehalten in
Deinen Händen,
die mich nach genauem Betrachten wenden;
ganz nah bei Dir im Bette sitzen,
mich leicht auf Deine Schenkel stützen ...
Mit hunderttausend
unwichtigen Dingen
Dein Interesse dann erringen,
Dir wichtige Sachen vor Augen führen
und dabei Dein Interesse spüren;
dann, ja dann, glaube
ich, wäre ich froh!
("Denn weggeworfen werd ich ja sowieso." -
So klänge zum Abschluß der dramatische Spruch,
aber "Ham wir das nötig?" - "Nein!" -> Zweiter
Versuch.)
dann, ja dann würd ich
noch glücklicher sein,
o schönste Herzallerliebste mein!
(Ob Du DAS lesen willst? Na, ich weiß nicht recht.
Warum bloß gelingt mir das Reim'n heut so schlecht?)
dann, ja dann wär ich
Dir endlich nah!
("Na bitte - ist DAS Thema schon wieder da!"
Das Dichten scheint heut wen'ger Segen als Fluch:
Aber das wird schon. Ein neuer Versuch ...)
dann, ja dann könnt ich
ganz Deiner sein!
(Aber will ich das auch? Na, im Zweifel: Nein!
Das heißt ... aber das kann man hier nicht erörtern,
nicht in Reimform und nicht mit so wenigen Wörtern.)
dann, ja dann würdest Du
mich auch beachten!
(Aber ließest Du mich dann bei Dir übernachten?)
So langsam merk ich, es wär nicht zu erstreben
als Zeitung in Deiner Nähe zu leben:
Es hätte wohl Vorteile -
nun, offenbar;
namentlich was in den ersten Strophen war -,
aber nimmt Dein All-Samstag den üblichen Lauf,
hören die Vorteile sich ganz schnell auf:
Du würdest mich wohl
irgendwann genervt falten,
und dann wäre wieder alles beim Alten;
mit meinem Klatsch und all dem Blablabla
läge ich schön besch...eiden da.
Da lobe ich's mir, keine
Zeitung zu sein!
Denn man hat's auch als Mensch, selbst als Mann, bei Dir fein
bisweilen, sollt Dir der Sinn danach stehn;
und sonst kann man immer noch arbeiten gehn.
Damit also siegte wieder
einmal
der Kopf über's Herz, einfach rational:
Du magst gern bei Deinem Abendblatt bleiben,
und ich werde weiter Gedichte schreiben ...
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