Seit meine Freundin und ich die Rollen getauscht
haben, ist die Welt endlich in Ordnung. Sie jagt dem Erfolg hinterher,
ich den Sonderangeboten und den Staubkörnchen. Vormittags, etwa beim
Reinigen des Gemüses höre ich Radio. Dort laufen am Vormittag jene
Sendungen, die früher despektierlich „Magazin für die Hausfrau“
gelautet haben, heute aus emanzipatorischen Gründen „Radiokolleg“.
Neulich bereitete ich Vollwertauberginen für ein
Ratatouille zu und hörte dabei einen Beitrag über die „Dummheit“.
Das ist ein der heutigen Zeit angemessenes Thema, das niemand außer
den Hausfrauen und mir hören will. Der Rest der Welt glaubt
irrtümlich, nichts damit zu tun zu haben, weshalb die Welt so ist wie
sie ist.
Das Problem mit der Dummheit beginnt bekanntlich
bei seiner Definition. Man denke nur an die früheren Narren an
Königshöfen, die seltsamerweise die Wahrheit sagen durften, worauf
damals alle Zuhörer lachten. Wenn aber nur der Narr die Wahrheit
erkannte, was war daran lustig? War am Ende der dumme August gar der
Gescheite? Und wenn ja: was hatte er davon?
Egal, heute ist ja alles anders. Die klugen Narren
sind ausgestorben, die dummen reden tatsächlich Dummes. Und niemand
lacht.
Das ist wahrscheinlich der Fortschritt.
Zu Beginn des 3. Jahrtausends gibt es nichts zu
lachen, sondern es wird sofort entschieden. Bisweilen lässt sich
leider nicht abschätzen, ob die Entscheidung sich als dumm oder
gescheit herausstellt, das ist aber egal. Hauptsache, es tut sich was.
Natürlich ist es nicht besonders klug, ein Auto zu
bauen, das in keine genormte Garage passt, wie das Mercedes bei seiner
S-Klasse gemacht hat. Auch die meisten Waschstraßen blieben den
plumpen Protzautos versperrt, sie waren einfach zu dick, besser
gesagt, zu breit. Den Managern Dummheit zu unterstellen, wäre dumm,
schließlich haben sie die besseren Anwälte. Sehr klug waren sie
wahrscheinlich nicht.