Es gibt viele Arten, sich zu trennen. Manche, wie
die Scheidung auf italienisch, sind durch Filme berühmt geworden,
andere durch Gerichtsprozesse. Eine weniger bekannte, aber durchaus
angenehme, wurde neulich über die Deutsche Presseagentur promoted:
die Trennung nach dem gemeinsamen Urlaub.
Düsseldorf (dpa): ... In Deutschland wird jede dritte Scheidung
nach einem gemeinsam verbrachten Urlaub beantragt. ... Der gemeinsame
Urlaub bedeutet für viele Paare mehr Stress als Erholung. ...
Ursache des Misserfolges sei der Umstand, dass zwei
Menschen unvermutet viele Stunden miteinander verbringen müssen und
nicht wissen, was sie in dieser Zeit miteinander tun sollen.
Kein Wunder, wird doch die Zeit, die Paare im
normalen Alltag miteinander reden, in Minuten- und Sekundenbruchteilen
gemessen. Das gemeinsame Tun beschränkt sich 344 Tage im Jahr auf
normales Fernsehen. Und im Urlaub soll aus dem Nebeneinanderleben
plötzlich ein Miteinander werden? Ein klarer Fall von menschlicher
Überforderung.
Was sich oberflächlich gesehen als Fiasko der
Liebe darstellt, ist ökonomisch, also mit modernen Augen betrachtet,
eine touristische Wachstumsbranche, die von aufgeweckten
Marketingmenschen nur mehr geschickt verkauft werden muss.
Wurden bisher vor allem Hochzeitsreisen nach Las
Vegas angeboten, Unterwassertrauungen bei den Seychellen, so können
in Zukunft ergänzend dazu Trennungsreisen verkauft werden. Der
Berufsstand der Psychologen ist ohne Zweifel wichtig, vor allem für
die Psychologen, aber muss wirklich alles er- und geklärt werden?
Reicht es für ehemalige Liebespaare nicht, wenn sie sich einfach
nichts zu sagen haben? Wann kann das besser erkannt werden als im
Urlaub?
Man vergleiche danach noch die Kosten für
Therapeuten, die eine Trennung über mehrere Monate begleiten, mit den
Kosten, beispielsweise, einer Weltreise. Man wird sehen: kein
Vergleich! Und auch vom Erlebniswert lässt sich eindeutig sagen, dass
der Besuch in der kargen Ordination eines Psychologen nicht mit etwa
einem Blick über Verona, noch dazu in einem Restaurant, mithalten
kann. Ganz zu schweigen von der Menüauswahl.
Glücklicherweise lassen sich beliebte touristische
Werbeslogans einfach verändern und der neuen Zielgruppe anpassen,
etwa:
Neapel sehen und sich trennen.
Wien, Wien, ich bin allein.
Besuchen Sie New York und die berühmte
Trennungsstatue.
Tirol besuchen - und i bin lei oans.
Die einzige Gefahr, die bei solchen Angeboten
besteht: Durch die Benennung des Urlaubs mit seinem eigentlichen Zweck
wird gerade dieser nicht erfüllt. Kein Problem, der nächste Urlaub
kommt bestimmt und schlimmstenfalls bleibt man bis dahin eben
zusammen!
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