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Unsere Ehre heißt Treue

 

„Wer aus der Vergangenheit nichts lernt, ist verurteilt, sie zu wiederholen“, sagte ein kluger Mensch.

Der neue Parteivorsitzende der FPÖ in Niederösterreich, einem großen Bundesland, ist erst 40 Jahre alt und kann, so meint er, nicht wissen, dass der Spruch „Unsere Ehre heißt Treue“ der Leitspruch der SS war. Dieses tolle Merksprüchlein sei ihm selbst ganz spontan eingefallen, als er altgediente Parteimitglieder loben wollte.

Ob wenigstens die wussten, wer den Spruch prägte? Sie sind wahrscheinlich schon über 40. Andererseits: ob sie stolz oder gekränkt reagierten, darüber schweigt die Chronik.

Schon am Abend reagierte jedenfalls der österreichische Bundeskanzler fest und selbstbewusst, wie es seine Art ist, indem er im Fernsehen eine Aktion an Österreichs Schulen vorschlug. Die Jugend, sozusagen alle unter 40, soll faschistische Sätze als solche erkennen und in der Folge verachten lernen.

Gesagt, getan! Sofort nach dieser Äußerung wurde eine Kommission gegründet, die ÖKGFS, die „Österreichische Kommission gegen faschistische Sätze“. Noch vor den Sommerferien sind erste Ergebnisse in die Öffentlichkeit gesickert, denn rasches Handeln ist das Hauptmerkmal österreichischer Politik.

In einem nationalen Stufenplan wird ein Multiple-Choice-Test an alle SchülerInnen verteilt. Die drei wichtigsten Fragen wurden dem Autor zugespielt, damit bereits im Vorfeld der Ereignisse ein Denkprozess anheben kann.

 

Liebe Schülerin, lieber Schüler!

Im Zuge der weiteren Demokratisierung unserer Heimat, auf die wir alle, außer einigen Nestbeschmutzern, stolz sind und um die uns die ganze Welt beneidet, wollen wir unsere patriotische Pflicht erfüllen und dem Ausland zeigen, wie tief unser historisches Wissen ist.

Erkenne daher den faschistoiden Satz und ringle den Buchstaben ein. Maximal eine Antwort ist richtig!

 

Teil 1:

  1. Meine Helga heißt Susi.

  2. Mein Pudel heißt Adolf.

  3. Unsere Ehre heißt Treue.

 

 

Teil 2:

  1. Berg Heil!

  2. Das Heil liegt in der Flucht.

  3. Heil Hitler!

 

Teil 3:

  1. Österreich ist eine Missgeburt.

  2. Hitler hat eine ordentliche Beschäftigungspolitik gemacht.

  3. Churchill und Stalin sind die schlimmsten Kriegsverbrecher des 20. Jahrhunderts.

 

Die zehn Besten - sollten mehr die richtigen Antworten herausfinden, entscheidet das Los - nehmen am 26. Oktober, dem österreichischen Nationalfeiertag, an einer Festveranstaltung am Wiener Heldenplatz teil. Dort werden alle ÖsterreicherInnen in einem nationalen Schulterschluss gegen die EU-Sanktionen, von denen außer der Regierung noch niemand etwas bemerkt hat, protestieren. Gleichzeitig werden alle TeilnehmerInnen ihr überragendes Geschichtsverständnis zur Schau stellen, indem sie wie aus einem Munde die richtigen Antworten auf alle Fragen in die Welt schreien werden.

An den Fragen, deren Schwierigkeitsgrad alle bisher gestellten übertreffen soll, wird bereits gearbeitet.

Zwei Fragen stehen bereits fest:

 

Wer sind immer die Bösen?

  1. Die ÖsterreicherInnen
  2. Die restlichen 14 EU-Staaten
  3. Die AusländerInnen

Wer sind immer die Opfer?

  1. Die ÖsterreicherInnen
  2. Die Juden
  3. Die AusländerInnen

Welche Antworten die richtigen sind, weiß vorläufig nur der liebe Gott. Und der beschützt Österreich!

 

 

Die richtige Lösung auf die ersten drei Fragen lauten:

Treues Schnitzel

 

1 - c

2 - c

3 - kein Satz ist faschistoid, weil alle von Dr. Jörg Haider stammen.

Erschienen 2000

Linksradikales Schnitzel (viel Zitrone!)

      


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