Heute wollen wir uns den vergnügten Seiten des
Lebens zuwenden.
Nein, nicht dem, was Sie denken!
Es geht nicht um die FPÖ und beispielsweise
jene Wiener Abgeordnete, die Samstag JH aufforderte, seine politischen
Funktionen zurückzulegen. Am Sonntag ließ sie verlauten, dass sie
verkühlt gewesen sei und die Frage falsch verstanden hatte. Warum sie
dennoch die richtige Antwort gegeben hatte, sagte sie nicht.
Nein, ich schreibe nichts über den
Niedergang der popolistischen FPÖ und den Aufstieg der popolistigen
ÖVP. (Der Ausdruck „Popolismus“ ist übrigens dem höchst
lehrreichen Buch „Der A-Quotient“ von Charles Lewinsky entnommen.)
Nein, ich schreibe heute über jenes
Ereignis, das ich in Wien, der Heimatstadt der Verdrossenheit, erleben
durfte: In der Straßenbahn sah ich einen lächelnden Wiener!
Solches kommt in einem Jahrzehnt nur 1,67 Mal vor,
und ich durfte dabei sein!
Was aber war die Ursache für dieses artfremde
Verhalten?
Und nun kommt die Lösung des Rätsels, die alle
fortschrittsfeindlichen Menschen einer jähen Wandlung unterziehen
wird:
Der Wiener lächelte einem Handy zu!
Seinem Gesicht entfloh jegliche Unfreundlichkeit -
ein Markenzeichen meiner Heimatstadt - , es zerfloss vor
Liebenswürdigkeit, ohne dass ein Vorgesetzter vor ihm stand, ein
Wunder geschah vor meinen Augen!
Was immer auf dem Display stand, es ist
gleichgültig.
Allein wichtig ist, dass die Erfindung des
Funktelefons für alle sogar einen Wiener glücklich machen kann. Das
ist der absolute Beweis für seine Existenzberechtigung.
Und deshalb werde ich niemals nicht mehr gegen den
Fortschritt sein, selbst wenn ich kein Gespräch mehr führen kann mit
meinen Gegenübern, weil es ununterbrochen bei allen Tischen,
WC-Anlagen, Theateraufführungen und Begräbnissen piepst.
Glück darf nicht verhindert werden!
Ihr/euer
Erich Ledersberger