In der Weltwoche, einer
jener klugen Wochenzeitungen, die Österreich nicht hat, war neulich
ein Artikel über die Leiden des alten M. zu lesen. M. steht für
Mann, und der hat es bekanntlich schwer. Vor allem, wenn er über 50
ist.
„In der
Ramschschublade liegen siebzig Dinge, und an dreißig erinnere ich
mich nicht.“ So der Schauspieler Streck, der auch an seinem Alter
leidet. Wobei die Frage ist, ob das Vergessen nicht die Wohltat des
Alterns ist.
Mir tut es allerdings
gut, endlich in die Schlagzeilen der Medien zu gelangen, selbst wenn
das Mitgefühl der Autorin schon Richtung Mitleid schlägt und das
haben wir Alten gar nicht gern. Außerdem keimt in mir der Verdacht,
dass die Ursache für den Artikel die Tatsache ist, dass wir immer
mehr werden und also eine interessante Zielgruppe für Marketing sind.
Die Wirklichkeit ist ja eine andere.
„Ehrwürdiger Greis“,
so begann die Lobrede auf Immanuel Kant zu dessen 50. Geburtstag und
irgendwie hat sich dieser Ausdruck in mein Gehirn eingebrannt,
darüber hilft auch der forever junge Struntz nicht hinweg. Würde ich
mich nämlich um eine Stelle bewerben, ich fürchte, die Personalchefs
würden mich ebenfalls als Greis und nicht als hoffnungsvollen
Jungsenior bezeichnen.
Letzterer Ausdruck
stammt von einem Tourismusbetrieb. Eine wunderbare Wortschöpfung, die
mir immerhin eine Woche lang das Gefühl vermittelte, wieder relativ
jung zu sein.
In diesem Sinne:
schöne Ferien!
Ihr/euer
Erich Ledersberger
7. Juli 2002
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