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Absturzgefährdet
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Von Wahlen, Blitzen und Haschen
„Des is a Laund!“
stieß Helmut Qualtinger hervor, wenn er Österreich ohne viele Worte
beschreiben wollte. Der wunderbarste Kabarettist, den dieses Land
bisher hervorbrachte, starb zu früh, wahrscheinlich an diesem
Land. Glücklicherweise hat er die letzten österreichischen
Regierungen nicht mehr erlebt, sonst wäre er erst recht gestorben.
Weil
ich bereits im November 2002 mit meiner Ankündigung einer neuen
schwarzblauen Regierung Recht behalten musste, vermied ich eine
Prognose zur Wahl in Niederösterreich. Es ist auf Dauer unangenehm,
immer die Wahrheit zu sagen, denken Sie nur an Kassandra.
Sonntag
wurde im größten (flächenmäßig!) Bundesland Österreichs also
gewählt. Der dortige Landeskaiser, bisweilen noch
Landeshauptmann genannt, gehört der ÖVP an. Er weiß, dass
seine Partei immer unbeliebter wird, weil sie nach den letzten Wahlen
eine Koalition mit der FPÖ einging, wegen der sie vorher
Neuwahlen beantragte. Interessanterweise wählten daraufhin mehr als
die Hälfte des Volkes wieder diese Koalition! Schon das ist
ein interessantes Phänomen, wenn die Österreicherinnen und
Österreicher eine neue Politik wollen und deshalb von der FPÖ
zur ÖVP wechseln, damit beide gemeinsam wieder jene Politik
machen können, wegen der es Neuwahlen gab. Aber lassen wir das, es
ergibt immerhin Stoff für viele Generationen von Sozialwissenschaftern,
die das Rätsel natürlich nie lösen können und deshalb sehr
beschäftigt sein werden.
Dass
nun aber ein ÖVP-Politiker gegen die Politik der eigenen Partei ÖVP
auftritt und deshalb gewählt wird, das können nur mehr
Mystiker verstehen. Unterstützung fand das Vorhaben, sozusagen gegen
sich selbst zu sein - oder laut Nestroy zu fragen: „Wer ist
stärker, ich oder ich?“ - unter anderen von Hermann Nitsch
und Marianne Mendt, also Menschen, die sich Künstler nennen
und von denen man annimmt, dass sie zuerst denken, bevor sie reden..
Noja, Schwamm drüber.
Weniger
mystisch, dafür real absurd mutet es an, wenn im
öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der mit Steuergeldern finanziert
wird, vor polizeilichen Radarfallen gewarnt wird. Wenn sozusagen der
Staat vor dem Staat warnt.
Man
stelle sich vor, auf Ö3 wird im Stundenrhythmus bekannt gegeben, wo
und wann Razzien gegen Drogendealer stattfinden. Eine Empörungswelle,
die einem Vergleich mit der Sintflut gerade noch standhalten könnte,
überflutete das Land! Und woran, glauben Sie, sterben mehr Menschen?
An Autounfällen oder an Drogen? Genau!
Des is a Laund!
Schöne Arbeitswoche
Ihr/euer
Erich Ledersberger
P.S.:
Der Krieg im Irak geht weiter, alle Kriegsparteien sind erfolgreich,
nur ein paar Menschen müssen leider sterben.
Igls, 31. 3. 2003
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