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Österreichische Politik 2003
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Die Chaosrepublik
Österreich
am Beginn des 21. Jahrhunderts: eine Chaosrepublik ohne Anlass,
wenn man vom Vorhandensein unfähiger Politikerinnen und Politiker
absieht.
Berlusconi,
so sagen manche Beobachter, kauft sich einen Staat namens Italien. Ist
eigentlich schon ins österreichische Bewusstsein gedrungen, dass
dieses Land ebenfalls gekauft wird? Nicht nur die Fußballbundesliga
gehört einem Konzern, auch Politiker werden von ihm gekauft. Und die
Industriellenvereinigung hat irgendwie auch mit kaufen zu tun. Sie
unterstützt halt Politiker, die ihre Ideen befürworten. Lobbying
heißt das beschönigend bei Lorenz Fritsch, Präsident der
Industriellenvereinigung, was hierzulande „Freunderlwirtschaft“
genannt wird. Othmar Karas zum Beispiel erhält von der
Industriellenvereinigung eine Akademikerin „verliehen“. Aber Herr
Karas empfindet das nicht als Belastung und auch nicht als Lobbying.
Andreas
Rudas - Gott weiß vielleicht, warum dieser Mann in der SPÖ Mitglied
ist - arbeitet seit seinem politischen Ende ebenso beim Magna-Konzern
wie der Ex-Bundeskanzler Vranitzky, ebenso wie früher das frühere
FPÖ- und nun ÖVP-Fast-Mitglied Finanzminister Grasser für ihn
gearbeitet hat. Herr Hojac, Ex-FPÖ-Klubobmann ist irgendwas im
Fußballverband, der wiederum irgendwie mit der Bundesliga zu tun hat,
die Herr Stronach fördert, dem wiederum der bekannte Konzern gehört,
zumindest ein bisschen.
Der
Finanzminister, der so gerne von sich in der 3. Person spricht, hat
angeblich ein Rückkehrrecht zum Magna-Konzern und weiß nichts
von den Aktivitäten des „Vereins zur Förderung der New Economy“,
obwohl die in erster Linie seine Homepage betreibt. Dort sind
mittlerweile viele seiner Kinderfotos verschwunden, aber das hat
natürlich nichts mit der Aufdeckung der seltsamen Finanzierung zu
tun.
„Am Ende des Tages
werden sich alle Vorwürfe in Luft auflösen“, meinte der
Minister (Standard, 24. Juni 2003, Seite 9). Also wenn er auch nichts
vom Verein weiß, so weiß er immerhin, dass sich alle Vorwürfe
auflösen. Seltsam, denkt sich der Nicht-Beteiligte: da weiß einer
von nix, aber dann, dass alles anders ist.
Wo
haben die Herren - Frauen sind bisher selten so flexibel, aber das
wird sich ändern, wenn sie auch ein kleines Machterl haben - ihre
Moral gelassen? Wie? Die hatten nie eine? Gut möglich.
Ein
Dankeschön in diesem Fall an alle Beamte, die trotz einer solchen
Politik das normale Geschäft erledigen. Und eine Bitte für die
nächsten Wahlen an alle Österreicherinnen und Österreicher: bitte
genauer schaun, welche Partei bei welchem Kreuzerl steht!
Denken Sie ein paar Tage
nicht an die Politik, dann gelingt Ihnen vielleicht eine schöne Woche,
Ihr/euer Erich Ledersberger
Igls, 30. Juni 2003
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