„Liberal“
ist ein schönes Wort. Es riecht nach Freiheit und Selbstentfaltung.
Eine liberale Wirtschaftspolitik muss positiv sein, daher „liberalisieren“
westliche Regierungen derzeit auf Teufel komm raus. Ob Strom oder
Eisenbahn, ob Telefon oder Post: alle Märkte werden liberalisiert,
also „freier“.
Wir
Konsumenten haben die Freiheit, aus vielen Anbietern einen zu wählen.
Das macht das Leben billiger, weil Wettbewerb den Tüchtigen belohnt.
Deshalb fliegen wir um 10 Euro nach London, telefonieren um 1 Cent ins
Festnetz und bald schon werden wir unter 10 Bahnanbietern wählen
können.
Die
Freiheit ist liberal!
Das
klingt so schön, dass man glatt darauf vergessen könnte, dass die
Liberalität beim einzelnen Menschen aufhört. Rumänen
gegenüber sind die europäischen Regierungen gar nicht liberal und
die Türken sollen lieber zu Hause bleiben.
David
Friedman, Sohn des berühmten Wirtschaftswissenschafters Milton
Friedman, zeigt uns die (liberale) Zukunft noch deutlicher. Er will
nicht nur Post und Co. liberalisieren, sondern auch Polizei, Militär
und Gesetzgebung.
Ein
netter Gedanke: wir dürfen uns in Zukunft nicht nur unsere Polizeifirma
aussuchen, von der wir beschützt werden, sondern auch unsere Parlament
AG, die im Vorstand Gesetze beschließt, die wir in der
Generalversammlung bestätigen. Je nachdem, für welches Unternehmen
wir uns entscheiden, gibt es mal solche, mal solche Gesetze, an die
wir uns halten. Und wenn uns etwas nicht passt, wechseln wir einfach
den Anbieter.
Gut,
die liberalisierten Unternehmen scheitern in den USA (siehe
Stromausfall) und in Großbritannien (Eisenbahn), weil es bei „liberalen“
Unternehmen leider um Gewinn geht, nicht um die Interessen der
Bevölkerung.
Aber
das macht nichts.
Liberal
klingt zu schön, um mit der „Liberalisierung“ aufzuhören!