Ein
politischer Splitter aus Österreich, denn hier herrscht allerorten
das, was anderweitig vermisst wird: Harmonie.
Vor
wenigen Tagen stopften einander die Mitglieder der Regierung
gegenseitig Trauben in den Mund, küssten alles, was sich nicht
wehrte, mit einer Inbrunst, die einer guten Sache durchaus entspräche
und waren ansonsten harmonisch, dass sich die Balken bogen.
Alles
klar, auf der Andrea Doria. Oder so.
Und
das Neueste, das wie das Alte aussieht, lautet ungefähr so:
Ein
FPÖ-Sekretär von Staats wegen und für Sport (Schweizer oder so) tut
kund, wie Sport unterrichtet werden soll:
„Sport muss einen
Funfaktor haben.“ (Standard vom 8. September 2004)
Wenn
das Churchill hören könnte. Naja, jedenfalls hat der Herr Sekretär
einen Funfaktor, das muss fürs erste reichen.
Jedenfalls
danke, Herr Sekretär!
Der
Bundeskanzler Schüssel wiederum, aus fremdem Unvermögen endet seine
Amtsperiode frühestens 2010, ist glücklich:
Die Pensionen sind
harmonisiert!
Sogar
die Schwerarbeiter wurden berücksichtigt: 12 Monate gelten bei
ihnen wie 15 Monate bei Leichtarbeitern. Leider wurde noch nicht
gesagt, wer ein Schwerarbeiter und wer ein Leichtarbeiter ist.
Sicher ist, dass Lehrer Schwerarbeiter sind:
„Lehrer als
Schwerarbeiter“
lautete die Schlagzeile
einer Gewerkschaftszeitung im April 2001. Immerhin ist der oberste
Boss dieser Zeitung der ÖVP-Abgeordnete Neugebauer. Na, da wird sich
der Schüssel noch wundern!
So
viel Harmonie herrscht in der Literatur nicht. Dort will der
alte und gute Günther Nenning einen Austrokoffer (Achtung,
kein Scherz!) packen, in der die österreichische Literatur unter dem
Ehrenschutz des Kanzlers patriotisch verwurstet wird.
Kurz
nach dem Bestseller des Genossen Nenning über seinen Arbeitgeber, den
Herrn Dichand vulgo Kronenzeitung, ein weiterer Knüller? Nix is fix,
denn die Autoren wollen nicht als Kofferfutter agieren und sagen dem guten
Günther dauernd ab. Der versteht die Welt nicht mehr, weil er
doch immer nur das Gute und keiner es haben will.
Typisch!
Überall Harmonie, nur die Kunst ist wieder einmal dagegen!
Meint Ihr/euer
Erich Ledersberger
Igls, 13. September 2004