„Ja,
hallo, hörst du mich? Nein? Hallo! Ich geh jetzt raus, ja, hallo?“
Meine
Tochter schreit jetzt, wenn sie telefoniert. Sie hat ein Handy und
gehört endlich zu jener Hälfte jugendlicher Funkempfänger, die
miteinander Unsinn reden können, ohne sich dabei anschauen zu
müssen. Das muss ein großes Glück sein, denn das Hallofon ist immer
dabei.
Anfangs
glaubte ich ja, sie redete mit einer etwa 500 Meter entfernt lebenden
Freundin, indem sie wirre Sätze bei geöffnetem Fenster hinaus
brüllte. Ich wollte bereits ihre Sparsamkeit loben, da stellte ich
fest, dass sie ständig ein graues Paket in der Hand hielt, das man
immerhin als Taschenrechner, Radio oder, noch besser, als Wurfgeschoß
verwenden kann.
„Ich
habe 100 Schilling dafür bekommen, dass ich es nehme“, erklärte
meine Tochter stolz. Seit diesem Danaergeschenk höre ich jedes
Gespräch, das sie führt. Vielleicht ist es die Rache der
Telefongesellschaft für meinen Protest gegen den benachbarten
Handymast, jedenfalls begleitet unser familiäres Zusammensein nunmehr
ein beständiges Klingeln gefolgt von den Sätzen:
„Hallo!
... Ja, ich bin’s. Wir treffen uns dann also .. hallo? Ich versteh
dich nicht!“
Ich
verstehe leider jedes Wort. Und keines ergibt einen Sinn.
Offensichtlich ist nur, dass irgendjemand meiner Tochter eine
unsichtbare Wiederholungstaste eingebaut hat.
„Ja,
hallo, hörst du mich? Ja? Nein! Ich höre dich nicht.“
Ein
Segen für die Angerufenen, ein Fluch für mich! Denn nun folgt ein
hektisches, ja blindwütiges Tippen auf Tasten, die mit lautem und
gequältem Gequietsche antworten bis schließlich eine Stimme aus dem
1000-Watt-Lautsprecher quengelt: