Frau Moik is here!
Nachdem der Musikantenstadl
ein Dauerbrenner des ORF ist, hatten die kreativsten Köpfe des
TV-Senders mit dem öffentlichen Kulturauftrag eine Idee: Wir
brauchen einen Stadl für junge Menschen.
Und sie erfanden Starmania.
(Na gut, im Privatsender RTL läuft die gleiche Sendung ohne
öffentlichen Kulturauftrag, aber das ist eine ganz, ganz andere
Geschichte. Oder?)
Die
Sendung ist mit Worten kaum beschreibbar, ich versuche es
trotzdem. In Starmania treten ein paar junge, sympathische Menschen
auf, die gerne singen. Wären sie bescheiden - früher hätte
man normal gesagt - , würden sie das zu Hause unter der Dusche machen
und niemand müsste ihnen zuhören. Leider wollen die Auserwählten
bei ihrer Tätigkeit von vielen Menschen beobachtet werden. Das ist
ein Problem dieses Zeitalters, das geprägt ist von Monitoren und der
Idee, dass Erfolg in direktem Zusammenhang mit Öffentlichkeit steht.
Die armen jungen
Menschen, die wöchentlich ihre Stimmen zu Markte tragen, können
natürlich nichts für diesen Unsinn. Der ist von langer Hand geplant
und ein Anschlag auf den menschlichen Verstand. Wenn die USA gegen den
Irak Krieg führen wollen, warum dann nicht der ORF gegen die
Vernunft?
Genug der Philosophie,
die braucht niemand, weil sie nichts nützt und hinein in die
Wirklichkeit der Traumfabriken.
Natürlich
gibt es eine Moderatorin, die die gesungenen falschen Töne um
falsche Worte bereichert. Für Starmania hat der ORF eine
Österreicherin zurück ins Heim geholt, die er früher nicht wollte.
Damals ging sie trotzig zu einem deutschen Privatsender, der sie
berühmt machte und aus Rache ist sie Heim gekommen.
Wenn
Karl Moik jemals einen weiblichen Klon bekommt, dann heißt er
Arabella! Ich meine das nicht ästhetisch, sondern geistig.
Auf ins Detail:
Vergangenen Freitag trat Arabella, sagen wir der Einfachheit Frau
Moik zu ihr, in froschgrüner Kleidung auf. Ängstliche Menschen wie
ich fürchteten eine ganze Sendung lang, dass ihre
zusammengeschnürten Brüste irgendwann aus den grünen Körbchen und
schließlich dem Bildschirm herausfallen würden. Diesbezüglich
hatten wir Glück, nichts geschah. Allerdings sprach Frau Moik auch,
und ihre Worte müssen emanzipierten Frauen wie schallende Ohrfeigen
um die Ohren geflogen sein.
„Irgendwer
hat gesagt, du bist zu 80 Prozent eine Frau. Wie kommt das? Stehst du
morgens so lange im Badezimmer?“
Selten so gelacht!
Oder doch öfter?
„Es
ist das Gerücht aufgetaucht, du bist schwul?“
Aber nein, meint der arme
Junge. Natürlich nicht. Das wäre nicht natürlich.
Schwul und im ORF - ein grässlicher Gedanke. Also jedenfalls: Nein,
nicht schwul.
Das Publikum applaudiert
artig, Frau Moik lacht anerkennend. Sie liebt echte Männer und die
sind eben nicht schwul.
„Es
stimmt also, dass du bei einem weiblichen Fan am Abend eine
Speichelprobe entnommen hast?“
Echt lustig, die
Frau Moik. Aber der dumme Mann - also doch schwul? - versteht die
Frage falsch und antwortet mit einem empörten Nein.
A blede Gschicht, wie der
Wiener sagt, wenn der dümmste Witz vom Gegenüber nicht verstanden
wird. Aber Frau Moik lacht sich auch darüber hinweg, ihre Brüste
neigen sich besorgniserregend über den Körbchenrand, schauen hinaus
in die freie Wildbahn und ziehen sich glücklicherweise zurück. Kein
Wunder, wenn der arme Junge bei diesen Aussichten schwul wird.
Ich
habe Glück, ich sehe die Dinge nur zweidimensional, aber was geht in
der Seele dieses armen, pubertierenden Jungen vor? Womöglich ist er
Vegetarier!
Gott,
wie schnell man sich dem Stadlniveau anpassen kann. Gestern war ich
noch bei einer Lesung mit Menasse und Köhlmaier, heute bin ich
bereits total verkalkt. Oder gibt es da einen Zusammenhang?
Egal, kein Wunder, wenn
der Mann aus der Sendung fliegt! Jemand, der den Witz mit der
Speichelprobe nicht versteht, muss raus!
Am Ende werden
zwei Menschen vom Publikum rausgewählt. Genauer gesagt von jenen, die
bereit sind, für diese Wahl ein paar Cents zu zahlen. Von den beiden
Schlechtesten wiederum darf einer/eine weiterkommen. Und wer wählt
diese aus? Genau! Jene, die bereits in die nächste Runde aufsteigen.
Was wäre eine echte Show ohne ein bisschen Kapomentalität und
Faschismus? Nur schade, dass man die Moderatorin nicht rauswählen
kann.
P.S.: Der ÖVEX
(Österreichischer Verblödungsindex) stieg während der Sendung um
10%.
(Siehe auch VEX - Verblödungsindex.)
Ihr/euer
Erich Ledersberger
Igls, 20. 1. 2003
|