Die Verälplerung Europas
Gestern
haben die bayrischen Frauen und Männer ihren Stammeshäuptling
gewählt - das Ergebnis ist überwältigend! 14 Jahre nach dem Fall
der Berliner Mauer entwickelt sich die CSU zu einer staatlichen
Partei, wie es die SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschland) in
der DDR einmal war. Leider trat die in Bayern nicht an, obwohl die CDU
in der DDR sehr wohl antreten durfte, eine echte Ungerechtigkeit!
Aber gehen wir nicht so
sehr ins Detail, fassen wir die Ereignisse der gestrigen Wahl
zusammen:
Das ergibt - Wahllogik
ist nicht gleich Stimmenanteil - eine Zweidrittelmehrheit für die
CSU, die dem Land daher sogar eine neue Verfassung verschreiben
könnte. Gut, da müsste noch das Volk per Abstimmung gefragt werden,
aber wer zweifelt daran, dass die Bayern auch der Einführung einer
Monarchie mit dem König Stoiber zustimmen würden, wenn die CSU das
will?
Eben.
Und so stehen wir
staunend vor der Tatsache, dass ein ganzer Volksstamm die Demokratie
per demokratischer Wahl abschafft. Allerdings wäre es der falsche
Ansatz, das der CSU zum Vorwurf zu machen. Die macht bloß, was
legitim ist: sie sichert ihre Macht ab.
Aber was macht die
Opposition?
Sie schläft den Schlaf
der Ratlosen und redet sich auf die Regierung in Berlin aus.
Die wiederum meidet das
seltsame Land im Süden und tut, als hätte sie nichts mit dem
sogenannten Freistaat zu tun. Gerhard Schröder, Otto Schily und wie
sie alle heißen: im Wahlk®ampf Bayern wurden sie nicht gesichtet.
Warum?
Damit sie sich in ein
paar Jahren über die Existenz eines Berlusconis oder Haiders in
Deutschland wundern können?
Als wäre das alles nicht
vorhersehbar!
Nächstes Wochenende wird
in Tirol gewählt. Das ist ein kleines Bundesland eines kleinen
Staates in den Alpen. Dort wird ebenfalls ein kleiner König gewählt
werden, obwohl, im Gegensatz zu Deutschland, seine Partei in Wien an
der Regierung ist. Auch in Tirol gibt es eine sozialdemokratische und
eine grüne Partei, die beide mit mehr oder weniger fliegenden Fahnen
untergehen werden. (Die grüne Fahne weht ein bisschen, die rote Fahne
liegt in irgendeiner Baracke und niemand kann sie mehr halten.)
Gibt das jemandem zu
denken?
Leider nein. Und deshalb
ist der Vormarsch jener Kräfte, die für eine Ellbogengesellschaft
statt für eine soziale Gesellschaft kämpfen, weiterhin nicht zu
stoppen.
Europas Linke scheint auf
ein Wunder zu warten, statt selbst etwas für ein Wunder zu tun.
Vielleicht wäre es besser, sich über die Sorgen der Menschen zu
informieren und ein Buch zu lesen. Ich empfehle zB Norman Birnbaum:
Nach dem Fortschritt.
„Eine Gesellschaft ist
kein Markt und Bürger sind keine Kostenfaktoren.“
Wäre das nicht ein
Ansatz?
Ihr/euer Erich Ledersberger
Igls, 22. September 2003
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