zur Startseite!

 

 

Zum Inhaltsverzeichnis
Zum Inhaltsverzeichnis Splitter

  

Der Splitter
die wöchentliche Kolumne

 

 

Zeichnung von Erna Frank
Wir sind so frei! (Erna Frank)

 

 

Liberale Wirtschaft

„Liberal“ ist ein schönes Wort. Es riecht nach Freiheit und Selbstentfaltung. Eine liberale Wirtschaftspolitik muss positiv sein, daher „liberalisieren“ westliche Regierungen derzeit auf Teufel komm raus. Ob Strom oder Eisenbahn, ob Telefon oder Post: alle Märkte werden liberalisiert, also „freier“.

Wir Konsumenten haben die Freiheit, aus vielen Anbietern einen zu wählen. Das macht das Leben billiger, weil Wettbewerb den Tüchtigen belohnt. Deshalb fliegen wir um 10 Euro nach London, telefonieren um 1 Cent ins Festnetz und bald schon werden wir unter 10 Bahnanbietern wählen können.

Die Freiheit ist liberal!

Das klingt so schön, dass man glatt darauf vergessen könnte, dass die Liberalität beim einzelnen Menschen aufhört. Rumänen gegenüber sind die europäischen Regierungen gar nicht liberal und die Türken sollen lieber zu Hause bleiben.

David Friedman, Sohn des berühmten Wirtschaftswissenschafters Milton Friedman, zeigt uns die (liberale) Zukunft noch deutlicher. Er will nicht nur Post und Co. liberalisieren, sondern auch Polizei, Militär und Gesetzgebung.

Ein netter Gedanke: wir dürfen uns in Zukunft nicht nur unsere Polizeifirma aussuchen, von der wir beschützt werden, sondern auch unsere Parlament AG, die im Vorstand Gesetze beschließt, die wir in der Generalversammlung bestätigen. Je nachdem, für welches Unternehmen wir uns entscheiden, gibt es mal solche, mal solche Gesetze, an die wir uns halten. Und wenn uns etwas nicht passt, wechseln wir einfach den Anbieter.

Gut, die liberalisierten Unternehmen scheitern in den USA (siehe Stromausfall) und in Großbritannien (Eisenbahn), weil es bei „liberalen“ Unternehmen leider um Gewinn geht, nicht um die Interessen der Bevölkerung.

Aber das macht nichts.

Liberal klingt zu schön, um mit der „Liberalisierung“ aufzuhören!

Schöne Grüße aus Igls, Tirol
Ihr/euer Erich Ledersberger
Igls, 20. Oktober 2003


Nach oben

Mail an den Autor

zur Startseite!