Die närrische Zeit
Heute
beginnt laut Kalender der Fasching.
In
Kakanien aber ist die „närrische Zeit“ Dauerzustand. Hier haben
die Regierenden es erreicht, dass nur mehr Unentwegte sich wundern,
der Rest lacht bei jeder politischen Ankündigung. Es ist jenes
verzweifelte Lachen, das in Bertelsmanns Lexikon so beschrieben ist:
„Humor vor einem unangenehmen Ereignis.“
Naja,
richtig ist eher nach einem unangenehmen Ereignis und die
Einzahl ist auch falsch. Die „unangenehmen Ereignisse“ gibt es
täglich, aber ich möchte dem gegensteuern und heute gute Nachrichten
veröffentlichen.
Wir sind nämlich eine
große Familie!
In
der streitet man ab und zu, aber dann setzt man sich zusammen, lädt
einander zu Gesprächen ein und löst an vielen runden Tischen alle
Probleme. Der eine Landeshauptmann freut sich, weil seine Schwester
mitregieren darf, der andere, dass sein Neffe Minister geworden ist.
Die Frau eines Kärntner Bürgermeisters will Landeshauptfrau werden,
damit sie ihren Mann unterstützen kann und ein Aufsichtsratsmitglied
der ÖIAG will an sich selber einen Industriebetrieb verkaufen. Wie
das in Familien halt so ist: Ich gebe dir was, du gibst mir was.
Ist das nicht wunderbar?
Unser
kakanisches Familienleben könnte so schön sein, wären da nicht die
vielen Neider, die den Onkeln und Tanten die Freude nicht gönnen.
Sie wollen auch
Familienmitglieder werden!
So
geht’s leider nicht. Wenn alle in der Familie sind, dann bleibt
nichts übrig, das verteilt werden kann. Versteht ihr das, liebe
Nicht-Familien-Mitglieder?
Und
darum ladet die Familie alle ein, lieber draußen zu bleiben. Dort ist
es auch schön.
Wie
heißt’s so schön in dem alten Lied?
Seid’s zufrieden
seid’s zufrieden
jeder hat so seine Not
jeder hat so seine Sorgen
wer nicht Sorgen hat
ist tot!
In diesem Sinn:
Lachen macht Spaß! (Denken auch.)
Ihr/euer Erich Ledersberger
Igls, 11. November 2003
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