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Der Splitter
die wöchentliche Kolumne

 

 

Der Kasperl als Krampus verkleidet
Österreichische Politik 2003

 

 

Die größte Lachnummer der EU

Billy Wilder erzählte in einem Interview, dass zwischen Pointen unbedingt eine bestimmte Zeit verstreichen muss. Das Publikum lacht nämlich bisweilen zu lange und so kommt es, dass es einen Gag versäumt.

Die österreichische Regierung kennt dieses Gesetz nicht, hat aber das Zeug dazu, so viele Pointen abzuliefern, dass es nichts ausmacht, die eine oder andere zu überhören. Die meisten europäischen Regierungen sind diesen Witzattacken hilflos ausgeliefert, weil sie vor Lachen kaum Luft kriegen.

Kaum ist die Peinlichkeit namens „Transitverkehr“ unter drohendem Gefuchtel der Landeshauptleute zu Ende gegangen, da stimmte eine Kleinpartei, die wild mit Veto gedroht hatte, wenn Tschechien nicht seine Beneschdekrete zurücknimmt, für den Beitritt. Zwei ihrer Abgeordneten durften mit „Nein“ stimmen, aber das taten sie „nicht als Personen, sondern als Vertreter einer bestimmten Gruppe“. So erklärte das eine Funktionärin dieser Partei und geriet mit dieser Aussage in die Nähe der Wahrheit: Man stelle sich irgendeine Abgeordnete oder irgendeinen Abgeordneten als Nicht-Person vor, dann hat man ein exaktes Abbild der PolitikerInnen dieser Regierung.

Damit es nicht bei solch kleinen Hoppalas bleibt, gaben am Freitag zwei Vertreter und eine Vertreterin insgesamt drei österreichische Meinungen zum Thema Beistandspflicht im Falle eines Angriffes auf einen Staat der EU ab.

Der Innenminister ist für Beistand ohne Wenn und Aber.

Die Außenministerin ist für einen Beistand in einer Form, über die man diskutieren sollte.

Der Klubchef der kleinen Partei ist auch für einen unbedingten Beistand, fast wie der Innenminister, aber der Beistand kann ja unterschiedlich aussehen.

Ich bin fürs Daumenhalten!

Wann immer ein EU-Staat angegriffen wird, halten alle Österreicher alle Daumen. Und die Fraktion Khol betet noch zusätzlich.

Da werden sich die Feinde aber ordentlich fürchten, wenn nicht gar in die Hose machen!

Und was sagt der Verteidigungsminister, werden Sie als Außenstehende vielleicht fragen? Hat der in Österreich nicht auch irgendwie mit dem Militär zu tun?

Der sagt wie immer nichts, weil es ihn nichts angeht. Schließlich hat er seit seinem Amtsantritt vor einigen Monaten die Koffer noch nicht ausgepackt und möchte gerne wieder in seine Heimat, nach Tirol. Denn dort gibt es die gefährlichen Schützen und die verteidigen jeden Nachbarn, wenn er nicht weiter als 500 Meter entfernt wohnt. 

Österreich bleibt das greise Land Europas mit den putzigen Kasperln. Hier findet der ehemalige Linke Günther Nenning ein ganzes ernstes Buch lang die Kronenzeitung für mindestens so wichtig wie die Mozartkugeln, hier hält sich eine Ministerin einen eigenen Fotografen und bezahlt ihn mit Steuergeld, hier wird alles zur tragischen Operette, zum Kasperltheater

Und deshalb braucht sich diese Regierung vor nichts und niemandem zu fürchten: Denn den Kasperl kann schließlich, wie es in einem alten Lied heißt, niemand darschlogn“.

Schöne Grüße an den Krampus
Ihr/euer
Erich Ledersberger

Igls, 8. Dezember 2003

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