Die
Pflaumenrepublik
und das Schüsselprinzip
Das
neue Jahr beginnt mit einer guten Nachricht:
Gehrer geht!
Diese
Erfolgsmeldung stand im KURIER und in der gleichen Ausgabe sah man die
ewig lächelnde Frau Ministerin noch mit einer Schar Kinder, die ein
paar Minuten lang kritisch sein durften. Als der Fotograf weg war,
lächelte die gute Frau nicht mehr und sagte, ganz Lehrerin, das
Meiste sei falsch und die lieben Kinder sollten das nächste Mal
besser aufpassen.
Auch
die von ihr eingesetzte Zukunftskommission muss in Zukunft besser
aufpassen, weil die hat auch was Falsches gesagt: Durchfallen ist ein
Blödsinn und die Ganztagsschule wäre nicht gar so schlecht, auch
wenn das eine Uraltidee der Sozis gewesen sei, meint die
Zukunftskommission. In der störrischen Steiermark gibt es sogar einen Konservativen, der auch
für die Gesamtschule ist. Der gehört
aus der Partei ausgeschlossen, findet Gehrer insgeheim und denkt voll
Freude an ihre Älpler im Westen. Die wissen genau, was sie sagen
sollen:
Ja, Frau Ministerin, genau, Frau Ministerin, Sie haben wie
immer Recht, Frau Ministerin.
Leider sind nicht alle Menschen Tiroler
und Vorarlberger, sonst wäre die Welt längst in Ordnung.
Immerhin sagen die Roten jetzt
nichts mehr, weil sie immer bessere Werte
in der Bevölkerung haben, seit sie so richtig drauflos schweigen. Das
Schüsselprinzip ist eben überall erfolgreich.
Die
Frau Ministerin schweigt leider nicht und hat gleich gesagt,
durchfallen ist immer gut, weil sich Leistung endlich lohnen soll und
man sieht ja, dass Österreichs Schüler ganz vorne im Feld sind,
nicht nur in Pisa, sondern in ganz Europa. Und wer gescheit ist, geht
auch nicht auf Partys, sondern vermehrt sich freudlos und
ununterbrochen zu Hause. Sie wisse das aus eigener Erfahrung.
Und deshalb musste Gehrer
gehen.
Nein, nicht die Mama, der
Sohn natürlich - weil er so tüchtig ist.
Er
analysiert jetzt in Brüssel die EU, weil der dortige Adrowitzer
physisch überfordert ist und es allein nicht mehr schafft. Wir
ZiB-Zuschauer können uns jetzt nicht mehr an Gehrers schnellem
Fingerlein erfreuen, der so oft auf dem Zettel einen unaussprechlichen
Namen wie Maier suchen musste.
Schade,
schade, aber was soll man machen: dem Tüchtigen gehört die Welt. Und
der Mama weiterhin das Ministerium.
Ihr/euer
Erich Ledersberger
Igls, 11. Jänner 2004
P.S.:
Die österreichische Regierung trat heuer - das Jahr ist erst kurz -
nur einige Male als Republik der Pflaumen auf.
Zum Beispiel als Überraschungspflaume.
Der Verkehrsminister aus Vorarlberg war ganz überrascht, dass bei der
Überprüfung von LKWs sich herausstellte, dass viele von ihnen nicht
die gesetzlichen Erfordernisse erfüllten. Das hätte er nicht
erwartet, meinte er. Wenn er das ernst meint, dürfte er der Einzige
sein, der überrascht ist.
Lachen
macht Spaß!
Denken macht Spaß!
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