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Der Splitter
die wöchentliche Kolumne

 

 

Beleibter Mann (von Erna Frank)
Beleibter Mann von Erna Frank

 

 

Vom Niesen und Nasenbohren

Wer immer das Taschentuch erfunden hat: ein Mensch der Ruhe und Besinnung war es nicht. 

Seit dieser Erfindung schnäuzt sich die zivilisierte Welt dezent und versucht dabei, jegliches Gefühl zu unterdrücken. Die Zeiten sind vorüber, als noch laut und befreiend geniest wurde. Kaum jemand kennt mehr die erleichternde Wirkung eines kräftigen „Hatschiii“, bei dem der Kopf in Vorfreude rot wurde und sich danach ein seliges Lächeln im Gesicht breit machte.

Anstelle dessen: mürrische Mienen und nieselnde Nasen, ein Glück nur für die Papierindustrie, die längst die leinernen Stofftücher vom Markt verdrängt hat. Und auch das Nasenbohren ist seit langer Zeit verpönt. Schon kleine Kinder werden von ihren Eltern streng darauf hingewiesen, dass dieser entspannende Zeitvertreib zu den schlimmsten Sünden gehört.

Kein Wunder, dass so viel Unterdrückung zu Widerstand herausfordert. Das Ergebnis sehen wir an jeder Kreuzung, in jedem Stau: Endlich allein hinter den eigenen zwei oder vier Türen entspannen sich viele und geben sich dem meditativen Nasenbohren hin. Waren es früher nahezu ausschließlich Männer, die versonnen ihre Nasen streichelten, hat auch hier die Emanzipation zugeschlagen.

Neulich beobachtete ich eine elegante Dame in ihrem Luxusauto, wie sie mit rot lackierten Nägeln nachdenklich ihre Nase von außen befühlte, zufrieden mit dem Zeigefinger hineinglitt und ganz bei sich war. Aller Stress war von ihr abgefallen, sie sah nicht das Grün der Ampel und hörte nicht das Hupen der hinter ihr stehenden Autos. Ein Lächeln umspielte ihren Mund, sie war versunken in sich und die Welt.

Es sind diese stillen Augenblicke, die daran erinnern, dass wir das Glück im Kleinen finden. In diesem Sinn empfehle ich für eine schöne und beschauliche Woche den Ratgeber „Zen und die Kunst des Nasenbohrens“ -

schöne Woche
Ihr/euer
Erich Ledersberger
Igls, 9. Februar 2004

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