Eine
geistige Schleimspur zieht sich über dieses Land. Auf ihr rutschen
all jene aus, die glauben, die Republik Österreich sei ein ganz
normaler Rechtsstaat.
Welch
ein Irrtum! In Wirklichkeit sind hier alle unschuldig oder zumindest
Opfer. Manchmal sogar beides.
Dieser
Staat ist in seinen Grundfesten noch immer jene Habsburgmonarchie, in
der ein Kaiser bestimmt, was Demokratie sein darf. Damit diese Regel
hält, hat er einige Statthalter, die Bezirks- und Ortskaiser ernannt,
die in ihren Regionen den Monarchen spielen dürfen.
In
Kärnten waren am Wochenende Wahlen zum Landtag, aber dem Volk, dem
dabei die Nebenrolle des Wählers zukommt, wurde mitgeteilt, dass ein
Landeshauptmann gewählt wird. Das steht zwar nicht im Gesetz, aber
wen kümmert das schon? Der Hauptmann ist dort die gute Fee, die allen
Pensionistinnen und Pensionisten jenes Geld zukommen lässt, dass er
ihnen vorher weggenommen hat. Und das Schöne dabei: Die
Pensionistinnen und Pensionisten sind ihm dankbar dafür!
Österreich
ist anders. Hier gibt es beispielsweise ein Fairnessabkommen zur
Bundespräsidentenwahl. Eine Partei klagte nun die andere, sie habe
ihr einen Werbeslogan „gestohlen“. Das Schiedsgericht entschied
sinngemäß, das sei zwar unfair, aber kein Verstoß gegen das
Fairnessabkommen. Daraufhin waren beide, Kläger und Angeklagter, sehr
zufrieden und meinten, jeder hätte Recht bekommen.
Kabarett findet hierzulande
täglich statt und nennt sich Politik.
In
Tirol wurde, in aller Strenge, der Hundeführerschein per Gesetz
eingeführt. Er soll dem Schutz vor Angriffen aggressiver Hunden auf
Menschen dienen. Wie es mit Gesetzen so ist: sie werden nicht nur
beschlossen, sondern treten irgendwann auch in Kraft. Als dieser
Zeitpunkt erreicht war, beruhigten Politiker sogleich, dass man
natürlich nicht gleich die Hundebesitzer überprüfen werde. Jetzt
sind alle zufrieden: Die einen haben ein Gesetz, die anderen die
Versicherung, dass es nicht eingehalten wird.
Kein
Wunder, dass hierzulande auch ein Finanzminister unschuldig ist, der
Geld von der Industriellenvereinigung bekommen hat. Nein, falsch, er
hat ja keines bekommen, sondern nur der Mann in seinem Vorzimmer und
der ließ eine Homepage für seinen Chef machen.
Woher
soll der gute Minister wissen, was in seinem Vorzimmer geschieht? Und
dass seine Kinderfotos, die des Finanzministers, plötzlich im
Internet stehen?
„Huch“, sagte der
Wilderer, als der Jäger ihn mit einem Reh auf der Schulter erwischte:
„Da ist ja ein Reh!“
Ein
typischer Fall von Unschuld, wie er in Österreich alle Tage vorkommt.