Jeder dritte Wiener ein Lemming?

Wien wählt und die Lemminge auchNachdem sogar eine österreichische Qualitätszeitung (Standard vom 6. Oktober 2015) noch davon ausgeht, dass Lemminge sich in den Abgrund stürzen und gemeinsam Selbstmord begehen, habe ich diese inhaltlich falsche Überschrift gewählt.

Lemminge sind klüger als Menschen.

 

Nur der Mensch begeht Selbstmord

Die Legende von den Lemmingen, die gemeinsam Selbstmord begehen und in den Abgrund stürzen, wurde von einem „Dokumentarfilm“ von Walt Disney erfunden. Auch die ZEIT berichtete darüber.

Seither geistert dieses Märchen durch die Welt und wird sogar von (meistens seriösen) Medien wie dem Standard weitererzählt.

Selbstmord ist aber eine exklusiv menschliche Erfindung. Wie sonst könnte man erklären, dass beinahe jeder dritte Wiener die FPÖ wählt? (Wienerinnen wählen die FPÖ ja seltener.)

Was wiederum auf eine andere weit verbreitete Legende vom Menschen hinweist: Er sei, heißt es mancherorts, die Krönung der Schöpfung.

„Da lachen die Hühner und gackern die Enten.“

Auch ein Mythos, denn Hühner lachen nicht und Enten gackern nicht, aber damit wird immerhin jenes Gefühl beschrieben, das nachdenklichen Menschen bei den Beiträgen von Hatschi Strache überkommt.

 

Wien darf nicht Kärnten werden!

Das ist ein frommer Wunsch, aber manchmal bin ich eben fromm. Dann freue ich mich über einen Papst, der den Egoismus und Kapitalismus anprangert und sogar jenen verzeihen will, denen Jesus einst verziehen hat.

Ein seltenes, um nicht zu schreiben: seltsamer Vorgang in der katholischen Kirche, aber ich finde das schlicht und einfach gut.

Alledings ist auch Herr Strache ein frommer Kreuzträger, wie die Presse zeigt.
Achtung! Keine Fotomontage!

Der Mann — und seine Helfershelfer im Hintergrund, die wahrscheinlich noch wichtiger sind als er — schafft es, mit einem Programm, das in seiner Dürftigkeit die Wüste Sahara als Ort der Fruchtbarkeit erscheinen lässt, dass heute nahezu ein Drittel der Wiener für ihn stimmen wird!

Und aus der seit Jahren lebenswertesten Großstadt der Welt ein hoch verschuldetes Bundesland wird, in dem gute Kameraden gute Posten bekommen werden?

Das lässt ebenso Zweifel an der Aufkärung zu wie auch am Fortschritt der Menschheit. Wobei dem Mann und seinen unsinnigen Aussagen zugute gehalten werden kann: Ohne Mithilfe anderer Parteien wäre diese Entwicklung nicht möglich gewesen.

Und wenn sich schon die Lemminge nicht in den Abgrund stürzen, Menschen sind offensichtlich dazu imstande.

 

Der Untergang des (christlichen?) Abendlandes

Das Abendland geht nicht wegen der Flüchtlinge unter, sondern weil allzu viele Menschen Rattenfängern auf den Leim gehen. Die sind übrigens mittlerweile auch weiblich geworden, also RattenfängerInnen. Frau Thatcher war eine der ersten, heute heißen sie Marine Le Pen oder Barbara Rosenkranz.

Letztere betreibt einen Blog, der den Begriff Vernunft im Namen führt und damit nichts zu tun hat. Sie hält sich selbst für eine „Europäerin“, was ihr niemand glaubt, und rechnet mit der EU ab.

Und wer Frau Merkel mit Frau Mikl-Leitner vergleicht, bemerkt sogleich, dass die Unterschiede der sexuellen Geschlechter nichts mit den Unterschieden der politischen Ansichten zu tun haben.

Aber das ist ein Thema, das mit der heutigen Wahl in Wien nichts zu tun hat.

Und wenn die FPÖ am Ruder ist, dann ist sowieso Schluss mit lustig! Nicht nur für „warme Brüder, Klosterschwuchteln, Kinderschänder“ in der katholischen Kirche (FPÖ-Abgeordneter Königshofer laut Standard).

Da wird sich auch der kleine und anständige Mann noch wundern, wenn diese Herren (und wenigen Damen) zeigen, was sie können.

Steuererleichterungen? Da wird er sich noch wundern. Das Debakel in der Hypo Kärnten war dann nur ein Vorspiel. In Wien gibt es noch mehr Geld zu holen!

In diesem Sinn:
Ich hoffe auf eine Überraschung!

Ich fürchte eine weitere „Einübung in Katastrophen“.
(Das gleichnamige Buch von Dorothea Zeemann ist übrigens noch immer lesenswert.)

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