Archiv der Kategorie: Kolumnen

Mindestens monatlich, manchmal öfter: Was nicht ungeschrieben bleiben darf.

Ich Wirtschaftsschädling

Liebe Freundys, ich begrüße euch im Neuen Jahr 2024! Ich hoffe, ihr habt viele gute Vorsätze, die spätestens nächste Woche gecancelt worden sein werden. Das gehört zum neuen Jahr wie die Pusteln zu Blattern.
Ich hingegen habe keine Vorsätze, sondern überlege derzeit, ob ich weiter als Gesellschaftsschädling agieren oder ein braver Bürger werden soll.

 

 

Mehr und härter arbeiten

Die Chefredakteurin des Kuriers, Martina Salomon, fordert für das ‚Land der Ferien‘ – damit meint sie Österreich – ein Ende der Gemütlichkeit, damit ‚unser aller Wohlstand erhalten bleibt‘.

Okay, Österreich hat zwar weniger Ferientage als der europäische Durchschnitt, aber mit so banalen Nachrichten aus der Wirklichkeit hat der Kurier, im Eigentum der Raiffeisenbank und (noch) Benko,  bekanntlich nichts zu tun.

Irgendwie müssen die Milliardenpleiten von ­­Benko und Co. durch uns alle ausgeglichen werden, da stimme ich der gnädigen Frau Chefredakteurin gerne zu. Und mit einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 41,8 Stunden liegen wir noch immer hinter Spitzenreiter Griechenland, wo immerhin 42,8 Stunden gebuckelt wird.

Das muss sich ändern, sagt der Kurier, wir müssen die Nummer Eins werden. Auf zur guten, alten 45-Stunden-Woche! Es kann nicht sein, dass wir, wie die Finnen, bloß 38,7 Stunden arbeiten. Man sieht ja, was dabei rauskommt: Die Finnen sind die glücklichsten Menschen der Welt, die Wirtschaft ist widerstandsfähig und die Jugendlichen sind laut PISA auch noch gescheiter als unsere.

Die Erben von Red Bull Mateschitz und anderen – jährlich werden in Österreich 15 Milliarden Euro steuerfrei vererbt – können wir jedenfalls nicht noch mehr belasten, die haben viel geleistet, man denke nur zum Beispiel an Frau Glock.

So sehr ich den Ansatz von „Mehr und heftiger arbeiten“ unterstütze: Wie soll ich diese nationale Aufgabe als Pensionist erledigen? Noch eine Kolumne, noch ein Buch mehr? Ich fürchte, das wird niemandem wirtschaftlich nützen.

Aber vielleicht hilft ja die Absage an meine Tätigkeit als Wirtschaftsschädling?

Es ist nämlich so, dass wir innerhalb unserer Familie seit Jahren zu Weihnachten keine Geschenke kaufen und auch keinen Urlaub machen. Eine Katastrophe für die heimische Wirtschaft!

2023 hatten wir als Staat ein Minus von 0,8 bis 0,4 Prozent, je nach Institutionsinterpretation. Und in den nächsten Jahren wird es nicht viel besser werden. Wer da nicht wie blöd unsinnige Dinge kauft und viele Nächte in – natürlich heimischen – Hotels, zubringt, outet sich als Wirtschaftsschädling.

Ein solcher war ich.

 

Wir denkenden Wirtschaftsnützlinge

Konsum ist für mich also die einzige Alternative für unser Wirtschafswachstum. Allerdings bedarf es eines großen Wissens, das RICHTIGE zu konsumieren. Keinesfalls Waren aus China, ebenso wenig solche aus Bangladesh oder Indien.

ALLES muss regional, biologisch und nachhaltig sein. (Abgesehen von heimischen Lebensmitteln wie Wein, die sollten in möglichst kurzer Zeit verdaut und ausgeschieden und danach wieder neue Flaschen gekauft werden.)

Bei kurz- und langlebigen Waren wird es leider schwierig.

Handys dürfen generell nicht mehr gekauft werden, weil sie zur Gänze ausländischer Herkunft sind.
Das Gleiche gilt für E-Fahrzeuge, bei Verbrennern gibt es immerhin noch einige Teile, die in Österreich erzeugt werden, dort sollte ich zugreifen.

Bei Möbeln ist es einfach: Wir müssen als Käufer nur auf das Gütezeichen Möbel Austria schauen , schon können und sollen wir zugreifen, was das Zeug hält. Also wenn unser Börsel das hergibt. Möbel von Team 7 gehen ins Geld, ein Tisch kann dort schon mal 7.000 Euro kosten. Dafür können Kinder und Enkelkinder noch immer von ihm essen.

Nicht zu empfehlen ist die berühmte Website kaufhaus.at – dort finden wir bewussten Konsumenten (und –innen) nämlich alles Mögliche, das nicht aus Österreich stammt. Wenn wir überhaupt etwas finden, denn diese mit einer staatlichen Subvention von einer schlappen Million Euro geförderte Website gab es eine Zeitlang nicht mehr, heute findet man unter dieser Adresse ein Wirrwarr an Verweisen auf andere Websites.

Wir bewussten österreichtreuen Konsumenten lassen uns von solchen Kleinigkeiten nicht beirren und kaufen weiter, was das österreichische Zeug hält. Wir bewohnen kleine Schrebergartenhäuschen, aus österreichischen Bäumen errichtet, verständigen uns mit Trommeln mit österreichischen Rinder- und Lammhäuten und arbeiten in Manufakturen, die das österreichische Volk mit neuen Produkten beglücken, etwa dem ewigen Schuh aus dem Waldviertel. Erdäpfel wachsen auf unseren österreichischen Feldern, damit lassen sich köstliche Speisen zubereiten. Außerdem gibt es österreichische Bäume zu verheizen, im Burgenland gedeihen österreichische Olivenbäume, die österreichisches Olivenöl produzieren. Kurz: Unsere heimische Wirtschaft wächst derart, dass wir demnächst eine neue analoge Währung der Welt vorstellen: den österreichischen baren Festungsschilling! Er wird eine internationale Konkurrenz zu Dollar und Renminbi (chinesische Währung) werden.

Das ist, notabene, möglicherweise die letzte digitale Kolumne auf Kakanien, denn das Internet ist nicht nur ein Werk des ausländischen Teufels, es verbraucht auch jede Menge ausländischer Energie.

Glückauf
alles Gute euch allen
euer Erich (Ledersberger)
aus der Festung Österreich!

PS: Wann genau wurde Alfred Gusenbauer von der SPÖ ausgeschlossen? Auf FB habe ich bisher keine Antwort auf diese Frage erhalten. Weiß jemand von euch mehr?

Früher war alles besser!

Früher war alles besser

Früher war alles besser

Naja, alles ist vielleicht ein bisserl übertrieben. Aber das meiste schon. Oder?

Damals, als die Ehemänner noch bestimmten, ob ihre Frauen arbeiten durften. Mann die eigenen Kinder nach Herzenslust verprügeln konnte. Abtreibung verboten war und wir im Zug noch nach Herzenslust rauchten.

 

 

In den besseren Zeiten

Ich wuchs in diesen besseren Zeiten auf, in der Mitte des vorigen Jahrhunderts, in der Zeit des Aufbaus. Mein Vater arbeitete bei der ÖBB, den Österreichischen Bundesbahnen. Er hatte nach dem Krieg die Abendmatura an der HTL gemacht und war aus ganzem Herzen Sozialdemokrat und Arbeiter. Techniker auch, aber der Titel ‚Arbeiter‘ war ihm lieber. Mit Hilfe der Demokratie zum Sozialismus. Die Mehrheit würde einsehen, dass Gemeinwohl wichtiger war als Egoismus. Er war zeit seines Lebens Optimist.

Sein Bruder war bereits vor dem 2. Weltkrieg realistischer als er gewesen und trat in den 1930er Jahren dem Schutzbund bei, dem militärischen Arm der SPÖ, wie man das heute bezeichnen würde. Folgerichtig landete er 1934 im ersten KZ Österreichs, in Wöllersdorf. Man nannte es freundlich ‚Anhaltelager‘. Der bekannteste Häftling war wohl Otto Glöckel gewesen, Schulreformer und Vertreter einer gemeinsamen Schule für alle Kinder, auch heute noch ein Schreckgespenst für ÖVP und FPÖ.

Damals wurde die Demokratie durch die Christlich-Sozialen, heute ÖVP, zu Grabe getragen. Der Austrofaschismus ersetzte die Demokratie. Im ‚Roten Wien‘ gab es von nun an keine Windeln für Neugeborene mehr, sie wurden wieder auf Zeitungspapier gelegt, wie in früheren, noch ‚besseren‘ Zeiten.

Diese ‚bessere Zeit‘ ging an mir vorüber.

Ich wurde in den Zeiten des ‚Aufbaus‘ groß, als mein Vater, wie viele andere Väter, so viel verdiente, dass wir zwar nicht wohlhabend wurden, aber gut leben konnten.

Wir hatten ein Auto und einen Fernseher und fuhren an manchen Wochenenden hinaus ins Grüne. Wir wohnten in einer Betriebswohnung der ÖBB, mit Gasheizung, was mir endlich den Weg in den Keller, wo im alten Haus der Koks lagerte, ersparte.

Wir konnten uns sogar manchmal ein Sonntagsessen im Gasthaus in Kirchberg am Wechsel leisten. Im Schatten eines riesigen Kastanienbaums aß ich meine Lieblingsspeise: Wiener Schnitzel mit Erdäpfelsalat.

Das Schnitzel hatte damals noch Flachsen und war mal besser, mal schlechter, nicht immer gleich. Wie schaffen die das heute bloß, dass jedes Fleisch frei von Flachsen ist?
Keine Ahnung.

Mein Vater konnte jedenfalls die Familie mit seinem, also EINEM Einkommen ernähren. Sogar auf Urlaub konnten wir fahren! Weit weg, bis nach Caorle, dem 24. Bezirk von Wien.
Knapp vor meiner Matura wurde seine Arbeitszeit verkürzt, er hatte nun Samstag frei. Ich nicht. Schule fand nach wie vor sechs Tage die Woche statt.

In unseren neuen Zeiten ist das unmöglich. Heute verschlingen Miete und Kinderbetreuungskosten  das Einkommen eines Familienmitglieds. Also muss der zweite Teil ebenfalls eine bezahlte Arbeit annehmen.
Mit anderen Worten: Heute benötigt es 80 Wochenstunden bezahlter Arbeit, um über die Runden zu kommen. Meine Eltern kamen noch mit 40 Wochenstunden aus.
Allerdings konnten sie nicht in Thailand oder auf den kanarischen Inseln Urlaub machen. Da sind wir heute besser dran.
Oder?

Andererseits  zerstören wir mit unseren Reisen die Welt und töten Menschen in der 3. Welt, die praktisch keinen Anteil an der Klimazerstörung haben.
Also war früher tatsächlich alles besser? Makroökonomisch gesehen jedenfalls.
Und sonst? Urteilen Sie selbst.

Schöne Weihnachten mit vielen Einkäufen, damit die Wirtschaft wächst
Ihr/euer
Erich Ledersberger

Für dieWeihnachtslektüre zu spät, aber Bücher können jederzeit gelesen werden:
https://www.wagnersche.at/list?cat=&quick=erich+Ledersberger&button-suche=

 

 

Zeit ist Geld! Oder so

Schnell! Vorne wartet Geld!

Schnell! Vorne wartet Geld!

Wie versprochen: KEINE POLITIK! Nur mehr Neues aus dem wirklichen Leben.
Neulich erinnerte ich mich an meine Jugend. Die ist lange her, aber an einzelne Szenen kann ich mich gut erinnern. Etwa an den Gang zum Frisör.
Alle drei Wochen fuhr ich mit meinem Vater zu ihm in den 2. Wiener Gemeindebezirk.

 

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G‘scheitsein nervt

Nervender Gscheitling

Nervender Gscheitling

Ich habe den täglichen Brief von Armin Thurnher abonniert.
Jeden Morgen bekomme ich nun eine Nachricht von ihm. Keine Ahnung, wie der Mann das macht. Ich habe mal eine wöchentliche Kolumne geschrieben. Das war harte Arbeit. Aber täglich? Das kann kein Vergnügen sein!

 

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Grillparzer und die Wiener Zeitung

Wiener Zeitung

Wiener Zeitung: Adieu

Am 30. Juni 2023 wollte ich ein Exemplar der „Wiener Zeitung“ kaufen. Alles ausverkauft! Leider etwas zu spät fürs Überleben der ältesten Tageszeitung der Welt.

In der Nazizeit verboten, danach wieder auferstanden, der Todesstoß wurde ihr von einer schwarz-grünen Regierung versetzt.

 

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