Lange haben wir ihn vermisst, den abgetretenen König Wolfi den Ersten. Am Freitag kehrte er in der ZiB 2 auf die Bildschirme, die einst seine Welt bedeuteten, zurück. Und zeigte sich in großartiger Form.Armin Wolf stellte eine Frage, und der Meister der Weitschweifigkeit begann zu antworten. Zuerst teilte er sein Mitgefühl für die Hinterbliebenen eines Unglücks mit. Die Miene staatsmännisch wie eh und je, der Inhalt weit entfernt von der Frage. Daraufhin folgte eine Erklärung, um die niemand gebeten hatte und ich sprte schon, wie mein sonst von Schlafstörungen geplagter Freund neben mir so tief atmete, dass ihn nur mehr Sekunden vom Tiefschlaf trennten.
Ich trat ihn kurz gegen sein Schienbein, damit er die nächsten zehn Minuten wach bleiben würde. Vielleicht konnte er auf diese Weise die Antwort hören.
Vorläufig hörte er seine Majestät, das Traummännlein nur daruf hinweisen, dass der Journalist ihn ausreden lassen solle, schließlich müsse er die Frage in seiner ganzen Breite ausloten und in ihrer Tiefe erkennen, damit er sie in seinem ganzen Quader (Breite mal Tiefe mal Länge) beantworten könne. Der Journalist schwieg betreten, wahrscheinlich wurde er jäh an seine Schulzeit erinnert und fürchtete eine Eintragung ins Klassenbuch.
Es ging eigentlich um eine Banalität. Der höchste Beamte des Bundeskriminalamts (ÖVP) warf seinen Ministern (ÖVP) vor, dass sie die Ermittlungen im Fall Kampusch verzögert hätten. Naja, und angeblich sollten auch Informationen über den BAWAG-Skandal (SPÖ) zuerst an die ÖVP-Zentrale gemeldet werden, schließlich war Wahlkampf.
Keine wichtige Sache also, wer vertraut schon Politikern? Und wegen diese Lappalie musste seine Hoheit, der ehemalige Bundeskanzler, zu diesem lästigen Journalisten ins Studio. Kein Wunder, dass er sich wiederholtes Fragen strengstens verbat. Journalisten sollen zuhören und mitschreiben, nicht diskutieren.
Mit dieser traditionellen Methode gelang es dem Ex mühelos, die Sendezeit zu verlängern und den Journalisten zornesblass zurückzulassen. Ein Lehrstück für künftige Politikergenerationen!
Und die Schlafforschung! Mein Freund schnarchte nämlich trotz meines Trittes bereits nach ungefähr sechs Sätzen des Politikers. Das hat bisher kein Medikament geschafft.
Wie muss es da erst der Demokratie gehen?