Vor kurzem traf sich im ORF die österreichische BildungsGesmbH, die Gesellschaft mit beschränktem Horizont. Es handelt sich um die Bildungspolitiker der Parteien und sie zeigten exemplarisch an sich selbst, warum Bildung politisch nichts bringt.Die Bildungsmänner von FPÖ und BZÖ nahmen den Anlass sofort zum weiteren intellektuellen Verfall und meckerten in unvollständigen Sätzen darüber, dass „die“ Ausländer schuld sind. Warum? Naja, eben überhaupt. Denn ohne Sündebock müssten sie darüber nachdenken, ob der Untergang der Bildung gar mit ihnen zusammenhängt.
Schuld sind immer die anderen, eigentlich sind sie die Hölle, aber das ist beinahe ein Zitat – noch dazu von Jean Paul Sartre. Und den kennt entweder kein FPÖ- oder BZÖ-Funktionär oder er hat ihn zumindest nicht verstanden, sonst müsste er aus seiner Partei austreten.
Außer diesen Ahnungslosen saß noch ein Vertreter der ÖVP da. Er lächelte permanent, und dazu hat er einen triftigen Grund: Der Njet-Partei ist es vorzüglich gelungen, Chancengerechtigkeit im Bildungsbereich zu verhindern. Aus den Gesamtschulen wurde ein weiterer Schulversuch.
Österreich „versucht“ die Gesamtschule nämlich erst seit 33 Jahren an einer Schule, aus Sicherheitsgründen soll die Dauer auf ein knappes Jahrhundert verlängert werden. Ein paar Schulen sollen das gewagte Experiment durchführen, aber nur dann, wenn ein Gymnasium und eine Hauptschule in der Nähe sind. Das hat vor 25 Jahren in Deutschland nicht funktioniert, die Chancen auf einen Misserfolg der „Neuen Mittelschule“ — so nennt sich das, was einmal eine Gesamtschule werden sollte – stehen gut! Das wäre dann ein klarer Erfolg der ÖVP.
Im christlich-ständischen Lager kann die Wissenschaft nämlich hundert Mal belegen, dass die Gesamtschule in jeder Hinsicht besser ist als Trennung von zehnjährigen Kindern in gute und schlechte: die Erde bleibt eine Scheibe.
Oder eine Schildkröte, denn Argumente sind ein Werk des Teufels und bringen alles durcheinander. Da vermischen sich Akademiker- mit Bauernkindern, womöglich gar mit Arbeiterkindern. Am Ende weiß niemand mehr, wo oben ist und wo unten. Da können die Industriellenvereinigung für die Gesamtschule sein, die Steirer und die Kinderfreunde — die ÖVP will ein Erbrecht auf Bildung. Aber ohne Erbschaftssteuer.
Als Beilage zu dieser schlecht schmeckenden Melange (=Mischung) gab es den SPÖ-Sprecher, der den faulen Kompromiss als Erfolg verkaufen musste und einen grünen Oppositionspolitiker, der kaum zu Wort kam. Macht aber nichts, er hat sinngemäß bloß behauptet, dass die Erde eine Kugel ist. Zu seinem Glück lebt Österreich schon im 18. Jahrhundert, sonst wäre er verbrannt worden.
Ein Wissenschafter war auch da, aber der zählt bekanntlich nichts, weil er an die Vernunft glaubt.
Kein Wunder, dass die einzige Frau des Abends, die Moderatorin, fassungslos um Worte rang. Alle Zuschauer, die noch nicht in Ohnmacht gefallen waren, fühlten mit ihr.