Kunst braucht Strom!

Wissen Sie, was ein Visualist ist? Oder eine Visualistin? Ich sage es Ihnen: die machen Kunst. Auch wenn niemand genau weiß, was Kunst ist, wimmelt es heutzutage von Künstlerinnen und Künstlern, dass einem Außenstehenden wie mir ganz schwindlig wird.Kaum gibt es ein neues technisches Gerät, schon gibt es dazu passend die Kunst.

Okay, das Handy wird noch nicht als Kunstgerät verwendet, wenn man davon absieht, dass in Finnland ein bekannter Wettbewerb darin besteht, ein Handy möglichst weit nach hinten zu werfen. Das klingt eher nach Sport, obwohl es noch keine olympische Disziplin ist. Zwar wirft Nokia in Deutschland gerade einige Tausend seiner ArbeiterInnen raus, aber auch das genügt nicht, um olympiareif zu werden.

Zurück zur Kunst.
Oder dem, was der Kunstbetrieb als solche definiert.

Visuals sind Dinge, die heute jeder Kunstbegeisterte hat. Zumindest, wenn er/sie das Wort schon mal gehört hat.

Weil ich nicht zu jenen gehöre, habe ich mir im Radio (auf meinem Liebelingssender Ö1) erklären lassen, worum es sich handelt.

In aller Kürze:
Wenn ein Mensch mit einem Computer und jeder Menge Software zu einer Veranstaltung geht und dort alles macht, was Gerät und Programme hergeben – und das ist ganz schön viel! – , das Ganze mit einer Filmkamera (neudeutsch: Camcorder) verbinden, einen Projektor (neudeutsch: Beamer) dranhängen und das alles auf eine Leinwand projizieren, während sie tolle programmierte Effekte einsetzen, dann ist das eine Kunst, die Visuals heißt.

Visualisten sind um einige Geräte erweiterte DJs, könnte man vereinfacht sagen. Und schon die kamen mir irgendwie komisch vor: wenn es Kunst ist, einen Plattenspieler in einem bestimmten Rhythmus hin- und herzubewegen, dann ist es auch eine Kunst, einen schönen Tisch herzustellen.

Womit nichts gegen Tischler gesagt werden soll. Eher gegen DJs. Zumindest, wenn sie sich gegenüber dem Tischler erheben wollen.

Ehrlich gesagt finde ich den Begriff Kunst, wie er derzeit angewandt wird, ziemlich doof. Das ist kein kakanischer Ausdruck, aber er kommt rein klanglich gut an das ran, was unter dem Sammelsurium „Kunst“ subsummiert wird.

Alsda sind Galerien, die ihre Objekte als „Aktien“ für den Sammler verkaufen.
Alsda sind Veranstaltungen wie „Starmania“, wo junge Menschen als KünstlerInnen verkauft werden.
Alsda sind Auktionen und Versteigerungen, in denen Produkte von Menschen zu Preisen verkauft werden, die jene Zeit ihres Lebens nicht bekommen haben.
Alsda sind geschickte „Künstler“, die sich so gut im Kunstbetrieb verkaufen, dass sie selbst nicht einmal merken, dass sie keine Künstler sind.

Und nun also die Visualisten, die Werbeträger der AKW-Lobby.

Ohne Strom würde sich ihre „Kunst“ in der Leere des Alls auflösen – nehmt ihnen die Steckdosen weg und ihre Kunst befindet sich im Nirwana der Stromindustrie.

Aber darum geht es nicht: schließlich kann jedes technische Gerät zu allem benutzt werden. Die Videokamera für eine Dokumentation, für eine Nachrichtensendung des ORF, für ein „Visual“ oder für ein Geburtstagsvideo.

Was davon ist Kunst?

Über eine Antwort würden sich viele freuen!

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