Die deutsche Hauptstadt gehört sicher nicht zu den schönen Städten der Welt, mit Sicherheit aber zu den spannenden. Zu jeder Spannung gehört ein Rätsel wie ein Bind zum Faden und darum gibt es Flohmärkte. In Reiseführern werden jene am Arkonaplatz und neben dem Mauerpark empfohlen.
Am Arkonaplatz werden Dinge verkauft, die sogar auf Müllplätzen schwer zu finden sind: Eisenstücke, Zahnräder, Schrauben und Nägel, alte Brillen, außerdem verbeulte Eimer, Emailgeschirr mit echten Rostflecken, nicht funktionierende Fotoapparate und ebensolche Radios, Stühle, Tische, Schränke, nicht antik, aber alt aussehend, um nicht zu sagen: schwer beschädigt.
Bei dieser ungeheuren Auswahl wird klar, warum immer mehr Installationskunstwerke entstehen. Dieser Markt ist in Wahrheit bereits selbst eines, in dem sich Menschenscharen tummeln und staunen. Möglicherweise kaufen einzelne sogar etwas, denn irgendwie muss die Miete für den Stand ja reinkommen.
Größer, vergleichsweise gigantisch der Flohmarkt neben dem Mauerpark. Klaustrophobe Menschen wagen es nicht, ihn zu betreten, alle anderen drängen sich frohgemut aneinander und bewegen sich staunend durch die Gänge. Ein Radfahrer kreuzt von rechts, geübt gibt er dabei Hupgeräusche von sich, stößt sanft an Beine Vorübergehender und lächelt freundlich.
Die angebotene Ware ist noch höherwertiger als am Ankoraplatz und wird um gebratene Würste, Bier und Massagetherapie erweitert.
Wer den Markt verlässt, gerät auf eine große Wiesenlandschaft, auf der Clowns agieren, Musiker spielen und Artisten ihre Keulen in luftige Höhen werfen. Die Mehrheit freilich sitzt oder liegt im Gras und freut sich ihres Lebens. Jeden Sonntag gibt es dieses Volksfest, bei freiem Eintritt, schließlich muss man die angebotene Ware nicht kaufen. Natürlich war früher alles besser, damals, als noch keine Touristen hier waren, alles billiger war, netter, freundlicher und irgendwie eben früher.
Meinen zumindest besorgte Menschen auf Qype, andere finden alles wunderbar — am besten ist es, sich selbst ein Bild zu machen.