Nein, diese Überschrift ist keine Satire, sondern der Titel eines Buches von Friedrich Merz. Der Mann hat eine eigene Homepage und war bis 2004 stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im deutschen Bundestag. Weil er das nicht mehr ist, hatte er Zeit ein Buch zu schreiben.Der Verlag Piper kündigt es per Inserat mit folgendem Text an:
„Der Markt ist sozial und der Kapitalismus gerecht.“
Ja, es gibt noch Idealisten!
Sie glauben an eine höhere Instanz, mag sie Gott heißen, Karl Marx oder eben Kapitalismus.
Der Idealist unterscheidet sich vom Realisten vor allem dadurch, dass er irgendwo ein System vermutet, das alles regelt. Und zwar besser, als der einfache Mensch es vermag. Da kann die Welt keine Scheibe sein, der Sozialismus nicht die Lösung aller Rätsel oder die Finanzkrise von Menschen verursacht – er hält an seinem Weltbild fest wie die Zeugen Jehovas an der Schaffung der Welt in sieben Tagen.
Was kümmert ihn – konkret Friedrich Merz – die Wirklichkeit?
Er hat die Idee einer fernen „höheren Ordnung“ – und diese Vorstellung beruhigt ihn ungemein. Da können Banken krachen wie eine Kaisersemmel (Wiener Sprichwort) und Menschen vor dem Ruin stehen, dem Idealisten ist klar: es war der liebe Gott oder Karl Marx oder der Markt, und der wird alle Probleme lösen.
Die Erfahrung, dass weder Gott noch Marx noch der Markt über uns thronen, sondern Menschen den Lauf der Welt bestimmen, bleibt ihm fremd. Er wartet auf ein Wunder.
Friedrich Merz auf ein Wunder des Kapitalismus.
Wenn alles gut geht, wird er noch selig gesprochen.
Nein, nicht Friedrich Merz.
Der Kapitalismus.