Ein Tiroler Journalist nannte vor einiger Zeit die Innsbrucker Bürgermeisterin ein „Gesamtkunstwerk“. Ich vermute, er hat sich beim Tippen geirrt – das K liegt einfach zu nahe beim G -, denn in Österreich ist Gunst der wichtigste Kunstfaktor.Das merkt gerade das Rundgemälde, das demnächst von unten nach oben übersiedelt werden soll. Also von einem gerade verfallenden denkmalgeschützten Pavillon in ein noch nicht fertiges Museum am Bergisel.
Das „Rundgemälde“ ist ein hübsches Panoramabild mit vielen Menschen in netten Trachten drauf, also etwas, das heute mit jeder einfachen Kamera zu machen ist. Allerdings wurde das Innsbrucker Rundgemälde noch echt gemalt, so richtig mit Pinsel und Farbe. In Europa gibt es, wenn ich richtig informiert bin, nur mehr drei solcher Bilder.
Das Innsbrucker Bild bekam auf der Weltausstellung 1906 eine Goldmedaille — und da mittlerweile mehr als 100 Jahre vergangen sind, machten sich Übervorsichtige Sorgen, dass es eine Übersiedlung auf den Bergisel nicht überstehen könnte. Das waren irgendwelche oberg’scheiten Kunstexperten, Wissenschafter also, die von der wirklichen Welt keine Ahnung haben und vor sich hin träumen.
Man kennt die Typen, die haben immer den Untergang vor Augen und im übrigen keine Ahnung. Man denke nur an die Pädagogen, die behaupten, dass 20 Prozent der österreichischen Jugendlichen nicht ordentlich lesen können. Ja, der österreichischen vielleicht. Aber nicht der Tiroler!
Jedenfalls möchte ich hiermit unsere Bürgermeisterin loben, die in der allseits beliebten Zeitung „Innsbruck informiert“ selbst (!) schreibt, dass die „Neupositionierung wirtschaftlich die beste Lösung darstellt“.
Es ist nämlich so, dass dieses tolle Gemälde in einem (denkmalgeschützten, siehe oben) Bau untergebracht ist, der sich im Eigentum der Raiffeisenlandesbank befindet. Und irgendwie gehört daher auch das Gemälde der Bank. Weil die Bank sich den Denkmalschutz in Zeiten der Wirtschaftskrise nicht leisten kann, hat sie das Bild dem Land vermacht, das das Ding auf den Bergisel verpflanzt.
„So werden nun die Kosten der aufwändigen Restaurierung von den zuständigen Körperschaften getragen. ein finanzieller Kraftakt der Landesregierung, für den sich dankenswerterweise Kulturlandesrätin Dr.in Beate Palfrader eingesetzt hat.“
Übersetzt heißt das: wir Steuerzahler bezahlen das Gunstwerk und den Bau des Museums, dessen Name niemand aussprechen kann.
Und weil das alles irgendwie mit den Feierlichkeiten um den Landesheiligen Andreas Hofer zu tun hat — 2009 ist der Mann 200 Jahre tot — freut sich die Frau Bürgermeisterin, das Gemälde 2010 im neuen Museum „bewundern zu können“.
Also zum 201. Todestag.
Immerhin, das ist zumindest so originell wie die Behauptung, dass der Bergisel „der ideale Ort ist“ für die Präsentation des Bildes.
Sollten Sie, liebe Leserin und lieber Leser, nun gar nichts mehr verstehen: alles klar!
Es ist nicht Ihre Schuld. Denn zwischen Kunst und Gunst liegen zwar Welten, aber nur ein Buchstabe.
HAI! Ich bin ja grundsätzlich der gleichen Meinung… Aber gestorben ist der Hofer meines Wissens nach am 20.2.1810.