Knödel, Karotten oder Rollmöpse?

Es gibt viel zu tun!

Ende April 2013 wird im steilsten Bundesland Österreichs gewählt und wie es sich für einen gut ausgestatteten Supermarkt gehört, gibt es ein großes Angebot: Elf Parteien — oder was sich dafür hält — treten an, um … tja, was eigentlich?

Auf jeden Fall sollen viele ihr Kreuzerl bei der richtigen Partei machen, damit diese möglichst viel Geld aus dem Steuertopf bekommt. Österreich muss zwar sparen, sagt die Frau Finanzministerin immer, aber bitte nicht bei der österreichischen Parteienförderung. Die ist weltweit Spitze und es gibt nach wie vor viel zu verteilen.

Außerdem sollen noch jene Politiker und —innen gewählt werden, die Tag und Nacht an das Stimmvolk denken, auf dass es ihm gut gehe. Die Personen sind den Parteien nicht genau zuzurechnen, denn aus dem Wechselwähler wurde bekanntlich der Wechselabgeordnete, der problemlos die Partei wechselt, weil er ohnehin keine Gesinnung hat.

Manchmal wechselt auch der Politiker den Namen seiner Partei, Kärnten hat auf diesem Gebiet ja Ungeheuerliches geleistet: Von der FPÖ über das BZÖ und — nach dem Tod von Dr. Haider — zur Liste „Die Freiheitlichen in Kärnten — BZÖ Liste Jörg Haider“ (kein Witz!) gelangte man zur FPK.

Dass der Abgeordnete gendermäßig korrekt auch die Abgeordnete sein kann, zeigt die Abgeordnete Martina Schenk: Sie war Geschäftsführerin der FPÖ, wurde danach Familiensprecherin des BZÖs und ist seit kurzer Zeit beim Team Stronach. Solche Geschmeidigkeit im Denken stärkt zwar nicht das Vertrauen in die Demokratie, wirkt sich aber günstig auf das Konto der handelnden Personen aus.

Tirol aber stellt Kärnten in den Schatten! Ein „Herr Rudi Federspiel“ trat vor einiger Zeit aus der FPÖ aus (oder wurde rausgetreten, je nach Interpretation), gründete eine Liste in Innsbruck und kehrt aus unerklärlichen Gründen wieder heim ins Parteireich. Wie er die Doppelbelastung eines Gemeinderates und Landtagsabgeordneten meistern will, bleibt ein Rätsel. Andere wiederum treten für Listen, die ihren Namen tragen, gar nicht erst an und die ÖVP beweist, dass die Genforschung erfolgreich ist: So viele geklonte Babys, da würde Schaf Dolly staunen, wenn es noch lebte.

Selbst die SPÖ hat einen ehemaligen Genossen an „Vorwärts Tirol“ verloren, eine Gruppierung, die mich sofort an den wunderbaren Fußballklub „Vorwärts 11“ aus Simmering erinnerte. Den gab es immerhin einige Jahrzehnte, eine so lange währende Zukunft ist für „Vorwärts Tirol“ unwahrscheinlich.

Da erinnern die Grünen, denen man früher Chaotentum vorgeworfen hat, an einen Felsen, auf dem man eine nachhaltige Partei bauen kann.

Analyse

Auch der Chefanalyst des ORFs ist angesichts dieser Quantität ratlos. Die Meinungsforscher erwarten sich beim Lesen des Kaffeesuds genauere Hinweise, nur die Politiker lachen das Wahlvolk von Plakaten herunter aus.

Ich verrate den Sieger der Landtagswahlen: Es wird auch dieses Mal die NWPÖ sein, die Nicht-WählerInnen-Partei-Österreich! Sie ist die einzige Konstante unserer Demokratie. Der zweite Platz geht an die Mutter aller Tiroler Parteien, die ÖVP, daran werden auch die massiven Stimmenverluste nichts ändern. Dahinter wird es spannend zwischen den wenigen Parteien mit Programm und den vielen ohne. Aber wozu ein Programm, schließlich gleichen einander manche Parteien ohnehin bis zur Unkenntlichkeit, wie die schon erwähnte Frau Schenk beweist.

Ansonsten gibt es nicht viel Neues zu berichten: Innsbruck hat die teuersten Wohnungen Österreichs, die Mietpreise liegen etwa 20 Prozent über denen von Wien. Das Tiroler Durchschnittseinkommen ist eines der niedrigsten der Republik, es gäbe also viel zu tun. Leider kann hier nur der Konjunktiv stehen, denn getan wird wenig.

Und weil es für „die da oben“ immer gut ist, wenn von Problemen abgelenkt wird, beschäftigen man und frau das Wahlvolk mit Nebensächlichkeiten.