Welch herzig Land!

Von den Ostalpen bis in die pannonische Ebene reicht jenes kleine Land, das in seiner Herzigkeit zu einem touristischen Verkaufsschlager wurde. Einst berühmt für seine kluge Heiratspolitik und seine militärischen Niederlagen, schrumpfte es auf die Größe eines Schrebergartens mit ebensolchen Politikern.Bruno Kreisky war der einzige Ausrutscher in einem ewigen Laienchor von Gartenzwergen, die sich für ausgewachsene Tenöre halten und die Geschicke des Landes bestimmen.

Nun gibt es bisweilen sogar im Schrebergarten einen Aufstand und dann sind alle ganz aufgeregt und reden wild durcheinander, ohne auf Argumente zu hören. Davon will kein Mensch etwas wissen, weil die Zwergerln ohne Bedeutung sind, aber heute war das Ereignis berichtenswert.

Jeder Schrebergarten hat eine kleine Zeitung und darum hat Österreich den ORF. Der heißt Österreichischer Rundfunk Fernsehen und produziert wichtige Sendungen wie „Hansi Hinterseer schaut ins Land und wundert sich“ oder beschäftigt Altstars in der unterhaltsamen Show „Wie war doch grade mein Name und warum sehen mir alle beim Tanzen zu?“ – oder so ähnlich.

Jedenfalls muss jedes Mitglied des Vereins einen Beitrag zu dem Medium leisten, schließlich wird durch den ORF ein Bildungsauftrag verwirklicht. Zumindest im Sinn der Gartenzwerge.

Als schützendes Feigenblatt gibt es sogar kleine Nischen, in denen kritische Nachrichten verbreitet werden, die niemand sieht, weil das gegen die Lese- und Sehgewohnheiten der Vereinsmitglieder verstößt. Allerdings will es der Zufall manchmal, dass Teile des Schrebergartens Aufregung ergreift. Die Ursachen sind schwer zu eruieren und bedürfen einiger Dissertationen, um der Wahrheit auch nicht näher zu kommen.

Heute war so ein Tag, an dem die Opposition – ja, sogar die gibt es in diesem Land! –  sich verbrüderte und verschwesterte. Sie witterten eine feindliche Übernahme des „objektiven ORF“ und taten sich in einer wunderlichen Koalition zusammen: FPÖ, BZÖ und Grüne beantragten eine dringliche Anfrage oder so ähnlich, wie das im Politikkauderwelsch eben heißt.

Mit einem Mal wurde ein gewisser Herr Stadler, der einst stolz war auf den Titel „Dobermann vom Jörgi (Haider)“, zum Verteidiger kritischen Journalismus‘.  Er lobte den ORF für seine unabhängige Berichterstattung, die ihm früher als parteipolitisch erschien.

Da konnt HaTse nicht zurückstehen und verglich den Bundeskanzler mit Mao Tse Tung, warum auch immer.

Zu guter Letzt – ja, stimmt leider in aller Hinsicht – warf sich die grüne Obfrau ins Zeug und argumentierte sachlich, was in einem Schrebergarten nie gut ankommt.

Und siehe da: der ORF berichtete ausführlich über Herrn Stadler, den Ex-Wuffi von Herrn Haider, über den HaTse, der sicher kein gutes Wort für die Berichterstattung des ORFs übrig hat,  weil der Journalist Armin Wolf immer so lästig nachfragt und über die Frau Glawischnigg von den Grünen, die in der allgemeinen Erregung ein wenig unterging.

Wenn’s um das eigene Leiberl geht, wird sogar der ORF aktiv.

So ist das bei uns Zwergerln.

Anmerkungen:
HaTse = H. C. Strache, Chef der rechtspopolistischen FPÖ, der sich gerne HaTse nennen lässt, weil das an Che Guevara erinnert.

BZÖ – Abspaltung der FPÖ, der Ursprung des Namens ist kaum jemandem bekannt.

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