Melancholisch denken wir an die Zeit, als Deutschland Papst wurde. Die wichtigste Zeitung des Landes war damals außer sich und rief in einer Schlagzeile aus: „Wir sind Papst!“
Und nun das. Man wird das Gefühl nicht los, dass die Deutschen besser Fußball spielen als Segen erteilen, Dogmen verkünden oder selig sprechen können. Bei der WM 2006 ein glückliches Volk, als Papst auf der verzweifelten Suche nach einem Wunder, das durch den vorhergehenden polnischen Papst bewirkt worden ist.
Gefunden wurde ausgerechnet ein Frisör, der neben dem Foto von Karol Woytila den Mitgliedsausweis der Kommunistischen Partei mit sich führt. Da regen sich natürlich Zweifel, wer für das Wunder verantwortlich ist: Karol Woytila oder Karl Marx?
Dann die Sache mit den Pius-Brothers. Also den Brüdern, deren Sprecher den Holocaust leugnen, Juden und Freimaurer für die Feinde der Kirche halten und die Todesstrafe irgendwie super finden. (Siehe Wikipedia) Sie durften, zumindest ein bisschen, wieder heim in die Kirche, was manche Menschen etwas merkwürdig finden.
Und jetzt?
Immer mehr Missbrauchsfälle und plötzlich fühlt sich ein Prediger des Vatikans an den „Antisemitismus“ erinnert. Also insofern, dass der Vatikan der verfolgte Jude ist. Oder so. Dabei gibt es den gar nicht, den Antisemitismus, wenn es nach den Pius-Brothers geht! Und wenn doch, ist er womöglich berechtigt.
Handelt es sich also um ein verstecktes Schuldeingeständnis des Vatikans?
Will der Papst, also die Deutschen, uns damit sagen, dass er vom Kindesmissbrauch gewusst hat und nichts vertuschen will, aber jüdische Weltverschwörer hindern ihn daran?
Rätsel über Rätsel, dabei waren die Deutschen früher berühmt dafür, jedes Problem gleich so deutlich anzusprechen, dass hinterher alle Angesprochenen beleidigt waren.
Wenn das so weiter geht, glaubt am Ende niemand mehr, dass Deutschland Papst ist, sondern Berlusconi. Bei dem kennt sich auch niemand aus, aber der ist wenigstens Italiener. Attraktiv, gebräunt und immer bereit. Wer traut das dem deutschen Benedikt zu?
Zuguterschlecht noch die Meldung, dass der Mensch von Natur aus gut sein soll. Das behauptet keiner der üblichen Gutmenschen, sondern ein Wissenschafter des MIT im Magazin Zeit-Wissen. Er hat herausgefunden, dass der Mensch biologisch zum Gutsein verurteilt ist. So sagt er.
Das ist glatter Atheismus, weil er damit die Erbsünde leugnet, ohne die kein guter Mensch leben kann! Wo kommen wir hin, wenn die Güte uns in die Wiege gelegt ist? Dann bräuchten wir keine Religion und das gäbe jede Menge Arbeitslose im klösterlichen Bereich.
Zum Glück gibt es auch gute Nachrichten. In Fulpmes, Tirol, wurden noch in den 90-er Jahren des vorigen Jahrhunderts Schüler misshandelt, berichtet ein Journalist aus eigener Erfahrung. Und nicht nur dort, wie zu vermuten ist.
Woraus wir lernen, dass der Mensch schlecht ist und der Kirche bedarf!
In diesem Sinn: Der Mensch ist manchmal schlecht, kann aber gut werden. Mit der Kirche oder gar Gottes Hilfe.