Rauchfangkehrer bringen Glück

Behördlich verbotenUnd Muße. Schließlich muss man lange auf sie warten.

Vor einigen Tagen war „Hauptkehrung“ in unserer Wohnung. Das ist ein wichtiger Termin, den jeder Wiener einzuhalten hat, sonst greift die Behörde durch!

 

Den ersten Termin hatte ich versäumt, beim zweiten Mal musste es klappen, sonst ging eine Meldung an die Magistratsabteilung. Und dann steht, hast du’s nicht gesehen, die Spezialeinheit Cobra vor der Tür. Sie können sich vorstellen, dass ich einigermaßen aufgeregt war, ob alles passt.

Zur Sicherheit ein Anruf beim Rauchfangkehrer, wann die Damen und Herren so in etwa zirka ungefähr kommen werden.

Morgen zwischen ½ 6 und 14 Uhr, erklärte mir eine freundliche Dame.

Kann der Zeitpunkt, vielmehr die Zeitspanne, ein wenig eingeengt werden, wagte ich zu fragen, ich hätte da noch das eine oder andere, womöglich beides, zu erledigen.

Man bedauerte von Herzen, aber noch genauer ginge es nicht. Jedenfalls seien die Damen und Herren heute in meiner Straße tätig.

Immerhin, dachte ich, sie kommen. Und legte erleichtert auf.

Tatsächlich stand um 11 Uhr eine junge Frau vor der Tür, trat ein und betrachtete eingehend die Kombitherme.

„Aha“, sagte sie.

Ich nickte, denn das schien mir eine gute Nachricht.

Sie nahm ein Notizbuch heraus und trug etwas ein.

„So!“ Sie lächelte freundlich. „Das war’s dann.“

Ich lächelte zurück, mit amtshandelnden Personen darf man’s sich nicht verscherzen.

„Wie? Müssen Sie nicht Asche oder sowas í„hnliches rauskehren. Es heißt doch Kehrung. Oder?“

Sie lächelte ob meiner Naivität.

„Schaun Sie. Sie haben eine Therme, aber kein Putztürl.“

Da hatte sie recht.

„Weil Ihre Therme die Luft nicht aus dem Raum nimmt, brauchen wir nichts putzen. Ein gutes Modell.“

„Das ist eine Hauptkehrung ohne Kehrung?“

Sie nickte.

„Also völlig sinnlos?“

Sie nickte wieder.

„Aber nächstes Jahr gibt es wieder eine Hauptkehrung?“

Sie nickte nochmals.

„Obwohl das alles keinen Sinn hat?“

Sie nickte ein weiteres Mal.

„Und warum machen wir das?“

„Weil es im Gesetz steht.“
Mit diesen Worten verabschiedete sie sich.

Ich überlegte kurz, ob ich meinen Hosenknopf halten sollte. Das bringt beim Anblick eines Rauchfangkehrers Glück, hieß es früher.

Ich weiß nicht, ob das heute noch stimmt.

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