Oh du mein – Wien

Wien wähltIch nehme an, dass ich nächste Woche um etwa 17 Uhr — wieder — ins Grübeln komme darüber, was in diesem Land passiert.
Ich fürchte, es wird keinen Anlass zum Jubeln geben. Abgesehen von den Anhängern einer Partei, die diese Nation früher als „Missgeburt“ bezeichnet hat, neuerdings als „Heimat“.

 

Ich bin ein „kleiner Mann“, also einer von denen, die jene „freiheitliche“ Partei angeblich vertritt. Das stimmt nicht, aber Inhalte politischer Parteien werden kaum noch wahrgenommen. Kein Wunder, schließlich gibt es „christliche“ Parteien, die Flüchtlinge aussperren und „sozialdemokratische“, die Arbeiter längst vergessen haben.

Aber könnte in einem Land, in dem der Großteil lesen und schreiben kann, nicht die Vernunft siegen?

Wien ist (noch) lebenswerteste Stadt Europas

Ich frage mich, warum so viele Menschen vergessen, dass dieses Land in den letzten Jahrzehnten schöner und reicher geworden sind. Ich vergesse nicht die so genannten „Wohlstandsverlierer“ und es ist eine Schande, dass Reicher immer reicher und Arme immer ärmer werden. Aber niemand hier verhungert. Niemand verelendet.

Und dennoch fallen an die 30 Prozent in die Arme einer Partei, die — außer Schulden í  la Kärnten — nichts zu bieten hat. Wenn ich von Ausländer- und Islamfeindlichkeit absehe.

Sie fallen einer Partei in die Arme, deren Anführer ein Kreuz gegen den Untergang des Abendlandes in der Hand hält, obwohl seine Partei doch gegen die Kirche ist. Oder hat sie auch das schon vergessen?

Sie wählen eine Partei, die gegen eine Verteilung des Reichtums ist, weil sie keine Vermögenssteuer will. Auch keine Schule für alle.

Jene 30 Prozent — hoffentlich weniger — wählen eine Partei, die nichts bietet außer Aggression. Ist das vernünftig? Oder war es eine Illusion, das Zeitalter der Vernunft auszurufen?

Die „Nichtstuerpartei“ hat Michael Häupl sie genannt. Was nur im Sinne einer Leistung zu verstehen ist. Im Verprassen von Steuergeld war diese Partei immer sehr aktiv. Zitat:
„Wo woar mei Leistung?“

Wien wurde, bei aller nötigen Kritik, zu einer der schönsten Städte der Welt. Hier funktionieren zu meinem Erstaunen so scheinbar banale Dinge wie Müllabfuhr, öffentliche Verkehrsmittel oder selbst Bürokratie in einem Ausmaß, das andere Großstädte neidisch werden lässt.

Mein Heimatbezirk Simmering, ein lange Zeit sträflich vernachlässigter, ist einigen Stellen attraktiver geworden. Ich weiß das, denn in meiner Jugend gab es dort kein Schwimmbad und keine Verkehrsmittel „in die Stadt“ — so nannten wir das damals, denn eine Fahrt dorthin glich einer Reise ins ferne Ausland.

Die Gemeindebauten waren in einem erbärmlichen Zustand, aber das hat sich geändert. Wenn ich heute durch Hasenleiten gehe, wundere ich mich: Spielplätze, schön gestaltete Vorgärten — wo kommen all die Unzufriedenen her, die eine Partei wählen wollen, die all das kaputt machen wird mit ihren Neidkampagnen?

In einer Woche wählen die Wienerinnen und Wiener.

Ich hoffe, dass sie ihre Stadt mögen (lieben kann man nur Menschen) und erkennen, dass es kaum eine Stadt gibt, in der das Leben so lebenswert ist wie in ihr.

Patrioten wählen nicht FPÖ — um es deutlich zu formulieren.

In diesem Sinn wünsche ich meiner Stadt Wien eine große Menge Patriotismus!

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