Aber nicht der vom 20er Haus, wie es im Wiener Lied von Wolfgang Ambros heißt.
Es ist auch nicht der Andreas Hofer aus Tirol, sondern der Norbert Hofer von der FPÖ.
Und schon wollen manche Menschen ihre Koffer packen.
Dumme Wähler, böse Forscher?
Die nachträglichen Wahlanalysen gleichen einander. Schuld sind immer die anderen.
Herr Lopatka von der ÖVP macht die Meinungsforscher dafür verantwortlich, dass sein Kandidat Khol es mit Ach und Krach über die 10-Prozent-Hürde schaffte.
Der Kanzler ortet die Ursachen bei Wirtschafts- und Flüchtlingskrise, sieht aber seine Partei „personell gut aufgestellt“.
Auf Twitter beschweren sich Menschen darüber, dass viele Wählerinnen und Wähler leider zu dumm sind, um „richtig“ zu wählen. Manchmal wird das freundlich umschrieben, indem das Wahlverhalten je nach Bildungsabschluss analysiert wird.
Dabei wird vergessen, dass Bildungspolitik seit einem halben Jahrhundert nicht stattfindet.
Andere packen schon die Koffer, um auszuwandern oder weisen darauf hin, dass Alexander Van der Bellen in Wien, dem Bundesland mit den meisten Zuwanderern, die Mehrheit erreicht hat.
Dabei wird übersehen, dass in Bezirken mit hohem Anteil an Zuwanderern das nicht der Fall war. Zum Beispiel im Bezirk Simmering: Norbert Hofer erhielt dort 42,78% und Alexander Van der Bellen 20,84 % der Stimmen.
In Favoriten und der Donaustadt, ebenfalls traditionelle Arbeiterbezirke, sieht es ähnlich aus.
Wen sollen Prekariat und Proletariat wählen?
Im Online-Portal Watson beschreibt Philipp Löpfe eine historisch relativ neue Klasse, das Prekariat.
Dem Proletariat ist es ausbildungsmäßig zwar überlegen, aber der Raubkapitalismus, der sich als Neo-Liberalismus verkleidet hat und damit viel hübscher aussieht, hat sich bereits der früheren Mittelschicht angenommen:
Ene mene muh, und draußt bist du.
„Hire and fire“ nennt sich das im zynischen Jargon des herrschenden Wirtschaftssystems.
Die Arbeiterschicht kennt das Spiel schon lange.
Vor einigen Jahren berichtete ein Paar aus den USA, beide gut verdienende Journalisten, dass sie rucki-zucki entlassen worden waren. Die Gehaltsverluste im nächsten „Job“ waren so groß, dass sie von New York uns billigere Umland zogen. Ein Gehalt benötigen sie für die Miete der Wohnung.
Mittlerweile hat dieser Trend Europa erreicht.
Wen also wählen?
Die ÖVP hat nie die Interessen von Arbeitern vertreten, die Sozialdemokratie hat sie vergessen und die Grünen kämpfen lieber für eine Fußgängerzone in der Mariahilfer Straße, als sich mit den sozialen Problemen in Simmering auseinanderzusetzen.
Und weil es in Österreich keine linke Partei gibt, welche Wahl bleibt dem Proletariat?
Genau.
Das österreichische Prekariat überlegt noch. Vielleicht sollte es sich mit dem Proletariat zusammentun?
Aber welche Partei hilft ihnen dabei? Ganz ohne wird es in unserer Demokratie nicht gehen.
Sonst haben wir neben einem blauen Bundespräsidenten demnächst auch einen blauen Kanzler.
PS: Und wem das Wort Proletariat zu altmodisch erscheint – man kann diese Menschen auch „arbeitende Bevölkerung“, „unfreiwillig Arbeitslose“ oder sonst wie nennen. Hauptsache, sie werden endlich wahrgenommen.