Vom Unterschied der Geschlechter

2016-08-28_kakanien_schutzweg01

Vorsicht! Radfahrer von rechts

Nach Ansicht einiger Menschen gibt es Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Zum Beispiel sind erstere weitgehend sachlich, zweitere gefühlsmäßig gesteuert.

Meine ALF (= Aller Liebste Frau) und ich beweisen täglich das Gegenteil.

 

 

 

Der Schutzweg

Nehmen wir einen Vorgang, der unter dem Titel „Alltägliches Geschehen“ einzureihen ist, nämlich das Überqueren eines Zebrastreifens.

Übrigens ist „Zebrastreifen“ ein volkstümlicher Ausdruck für den in Deutschland offiziellen Begriff „Fußgängerüberweg“, früher amtlich und poetisch „Dickstrichkette“, in Österreich „Schutzweg“ und in der Schweiz „Fussgängerstreifen“ genannten und gekennzeichneten Streifen für Fußgänger (und in Österreich zwingend auch -innen), den diese beim Überqueren einer Straße betreten sollen.

Wikipedia merkt dazu noch an, dass der Zebrastreifen ebenerdig stattfindet und daher von einer Fußgängerüberführung oder –unterführung zu trennen ist.

Was wollte ich eigentlich sagen bzw. schreiben?

Ach ja, dass Zielgerichtetheit eine männliche Eigenschaft ist, während Frauen vom Hundertsten ins Tausendste kommen.

Ach nein!
Ich wollte vom Überqueren eines Zebrastreifens berichten!

 

Neulich am Zebrastreifen

Man kennt das ja, die meisten Menschen sind freundlich und bleiben in sicherer Distanz vor einem Schutzweg stehen. Manche fühlen sich über das Gesetz erhaben und einige davon haben ein Fahrzeug mit nur zwei Rädern und ohne Motor unter sich.

Mit anderen Worten: Radfahrer sind ein Problem in der Umgebung dieser Wege.

Als Rächer der Unterdrückten bin ich an solchen Orten besonders sensibel und agiere dort mit einem besonders großem Selbstbewusstsein.

Warum, argumentiere ich in der Diskussion mit meiner ALF, benehmen sich ausgerechnet jene Verkehrsteilnehmer rücksichtslos, die doch immer gegen die Rücksichtslosigkeit von Autofahrern waren?

Müssten nicht gerade jene, die vor wenigen Jahren gegen ihre Unterdrückung gekämpft haben, besonders rücksichtsvoll sein?

Und aus diesem Grund habe ich einem Radfahrer, der ohne Rücksicht auf Verluste bei Rot meinen (!ja, meinen Zebrastreifen, ich bin Fußgänger!) Zebrastreifen querte, nachgebrüllt, dass er „ein Volltrottel“ sei und ihm außerdem meinen kleinen Finger gezeigt.

Schließlich bin ich juristisch gebildet und weiß, dass der Mittelfinger als Beleidigung aufgefasst werden kann.
Eine typisch weibliche, also gefühlvolle Reaktion auf einen Akt der Gewalt.

Aber statt dafür Lob und Anerkennung zu ernten, schüttelte meine ALF nur den Kopf.

 

Die Vernunft ist weiblich

„Was nützt dir dein kleiner Finger, wenn du ihn Volltrottel nennst?“

Meine ALF widerspricht sämtlichen Vorurteilen. Sie ist so sachlich, dass mir nur mein Bauch bleibt.

„Das blöde Arschloch setzt sich über alle Gesetze hinweg. Bloß weil er ein unterdrücktes Mitglied unserer demokratischen Gesellschaft ist? Ich glaub‘s nicht!“

Sie streichelt mich sanft.

„Und glaubst du wirklich, du überzeugst ihn vom Gegenteil, wenn du ihm deinen kleinen Finger zeigst?“

Eine gute Frage.

„Und? Was soll ich sonst tun?“

Offensichtlich auch eine gute Frage. Denn meine ALF streicht mir liebevoll über die Wange und sagt:
„An der Antwort müssen wir noch arbeiten.“

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