Von der 4. Gewalt zur Lügenpresse

Erich Ledersberger und Kakanien: Das Ende der traditionellen Medien?

Lügenpresse?

Der Abstieg konventioneller Massenmedien vom demokratischen Kontrollorgan zur „Lügenpresse“ ist beeindruckend.

Und wenig überraschend, wenn man technische Entwicklungen und neue Geschäftsmodelle berücksichtigt.

 

 

 

Medien als Quasi-Monopole

Bis vor wenigen Jahren hatten Medien wie staatliche TV- und Rundfunkanstalten, Tages- und Wochenzeitungen eine Art Monopolstellung. Sie teilten den Markt unter sich auf und berichteten aus aller Welt.

Meistens in Form von Allerweltsmeldungen, seltener als so genannten „Qualitätsjournalismus“.

Staatliche Medien wie der ORF hatten – nicht nur in Österreich – sogar einen „Bildungsauftrag“, dem sie höchst selten nachkamen. Meistens zu mitternächtlichen Sendezeiten oder vormittags etwa mit Sprachkursen.

 

Privat statt Staat

Nach einer Phase der „sozialen Marktwirtschaft“ setzte sich in den 1980er Jahren jener brutale Egoismus durch, der beschönigend „neoliberal“ genannt wird.

„Weniger Staat, mehr privat“ nannten (und nennen) seine Vertreter das plakativ, weil gegen etwas sein immer „cooler“ klingt, als für etwas einzutreten. Staatsbetriebe, die Gewinne erwirtschafteten, wurden an „Investoren“ verscherbelt, Betriebe mit Verlusten blieben im Staatseigentum.

Endlich kam auch das Privatfernsehen nach Europa mit der Devise: Quote ist entscheidend für die Werbeeinnahmen. Das gilt auch für den Staatsfunk ORF. Das Ergebnis ist jeden Samstag zu sehen, wenn dort diverse Stadln und andere Nebel-Veranstaltungen stattfinden.

Ein letzter Rest vom offenbar überholten Bildungsauftrag findet sich auf Ö1.
Wie lange, wird sich zeigen.

 

Silicon Valley kommt!

Seit der Erfindung der (un)sozialen Medien hat die Kommunikationswelt sich allerdings verändert, was Journalisten kaum wahrgenommen haben, Geschäftemacher schon.

Die Gründer von Facebook, Google, Twitter und Co wurden, manchmal noch keine 30 Jahre alt, zu Multimillionären. Selbstverständlich im Namen „des Guten“, der Demokratie und was es sonst noch an schönen Worten gibt.

Tatsächlich ist aus dem regionalen Biertisch im Gasthaus ein globaler im Internet geworden. Statt zu denken, wird auf den Tisch gehaut; statt zu diskutieren, wird gehetzt; statt zu analysieren, wird gesoffen.
Wer nicht mitmacht, soll sich schleichen.

Optimisten glaubten einst an eine Demokratisierung durch das Internet und vergaßen, dass dazu ein Internetzugang nötig ist und – noch viel wichtiger – ein demokratisches Bewusstsein. An dem mangelt es aus vielen Gründen.

Weil nun eine für Kolumnen viel zu lange Liste von Versäumnissen kommen müsste, schließe ich für heute.

Nächste Woche berichte ich von einem harmlosen Thema: dem geschlechterspezifischen Verhalten in Autohäusern und Apotheken.

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