Früher habe ich ja viel nachgedacht. Als Lehrer etwa über den Sinn und Unsinn von Schule. Wie mein Unterricht bei den Schülerinnen und Schülern ankommt. Was ich verbessern könnte, was schon gelingt.
Dabei hätte ich es schon damals einfacher haben können: mit einem Unterricht aus dem Bauch heraus!
Der kluge Bauch
Das Zeitalter der Vernunft war anstrengend. Dauernd musste man sich Argumente einfallen lassen, warum man dies und jenes tat. Diskussionen sollten sachlich sein! Es galten Regeln wie Höflichkeit und Respekt, ja man ließ andere sogar ausreden und versuchte, auf den Inhalt ihrer Sätze einzugehen!
Unter solchen Bedingungen bleibt der Mensch auf der Strecke, also die Emotionen.
Der Mensch ist nämlich ein Gefühlswesen und das wurde viel zu lange vernachlässigt. Glücklicherweise hat sich nun der Bauch gegen den Verstand durchgesetzt, sogar bei den Männern. Ich meine selbstverständlich nicht den männlichen Bierbauch, den gab es schon immer, nein, jeder anständige Mann steht heute zu seinen Gefühlen!
Jüngstes Beispiel ist der Kärntner ÖVP-Chef: Er möchte die slowenische Volksgruppe nicht extra in der Landesverfassung erwähnen, weil das Kärnten spalten könnte. Auf die alte Frage aus Nachdenkzeiten, warum er das glaube, antwortete er:
„Das ist so eine Art Bauchgefühl.“
Bravo! Ein sensibler Mann, der auf seinen Bauch hört! Das hätte es früher nicht gegeben, wir sind der Gleichberechtigung schon ganz nahe. Wobei es grotesk ist, dass die Frage, warum er denn keine Slowenen in der Verfassung haben will, ausgerechnet von einer Frau gestellt wurde. Kaum entwickeln wir Männer uns zu Bauchwesen, regredieren Frauen zu Verstandeswesen.
Sicherheitsgefühl und sensible Männer
Überhaupt habe ich das Gefühl, dass wir Männer immer sensibler werden. Nehmen wir unseren Innenminister, den Herrn Sobotka. Dem liegt unser Sicherheitsgefühl so sehr am Herzen, also knapp oberhalb des Bauches, dass keine Gefahr vor ihm sicher ist, auch wenn sie gar nicht existiert:
„Überlassen Sicherheit nicht dem Zufall und waren bisher immer einen Schritt voraus!“, holpert er in seinem bekannt volkstümlichen Deutsch auf seiner hübschen Website.
„Auch wenn es keine Hinweise auf konkrete Gefahren gibt“, so können „auf diese Weise kriminelle Akte wie die Angriffe auf Frauen in Köln verhindert werden“.
Was dieses Jahr dank Herrn Sobotka in Köln tadellos gelungen ist.
Auch Videoüberwachung möchte er flächendeckend einführen, weil sie sogar vor seiner Haustür erfolgreich ist. Böse Menschen haben nämlich das Gackserl eines Hundes nicht ins Sackerl, sondern dem Minister vor die Tür gelegt. Das hat den sensiblen Mann gekränkt und daher ließ er eine Videokamera installieren – und Schluss war es mit den Attacken auf ihn bzw. seine Haustür.
Daher sind Videokameras super.
Oder nehmen wir Donald Trump, der angeblich an Narzissmus leidet. Na und? Narzissmus ist doch die Basis der Liebe! Gut, in erster Linie zu sich selbst, aber das ist die Voraussetzung zu christlicher Nächstenliebe, siehe den Grundsatz: Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst!
Donald Trump liebt sich, was ist daran verwerflich? Endlich einer, der zu seinen frühkindlichen Bedürfnissen steht und sie nicht permanent sublimiert.
Welche Sprache spricht mein Bauch?
Nun ist es nicht immer leicht, auf seinen Bauch zu hören. Mal gurgelt er, mal schweigt er, mal knurrt er. Was will er mir sagen?
Glücklicherweise gibt es das Internet und dort die Seite „Was sagt mir mein Bauchgefühl?“. Dort gibt es Übersetzungsprogramme, damit wir nichts falsch verstehen. Wir brauchen nur auf die „somatischen Marker“ zu achten, wie etwa Sodbrennen und Rülpser. Sogar Übungen findet man auf diesen wertvollen Seiten. Es kann also fast nichts mehr schiefgehen.
Was sagt das Herz?
Bauchgefühl schön und gut, aber bitte vorher immer mit dem Herzen genau hinschauen! Dieser Muskel, mit dem bekanntlich schon der wundersame Prinz richtig gesehen hat, ist ebenfalls wichtig für Entscheidungen.
Kombinieren Sie Herz und Bauch und Sie werden niemals mehr enttäuscht werden. Allerdings ist es vom Bauch zum Darm nur kurzer Weg, das kann zum Problem werden.
Denn was am Ende dann hinten rauskommt ist, na, Sie wissen schon.