Die Regierung als Nebelmaschine

Heute, Gratiszeitschrift

Heute weiß, was Sache ist!

Weil immer weniger Flüchtlinge ins Land kommen, konzentriert sich die Regierung auf ein „neues“ Thema: das Kopftuch.

Medien und Bevölkerung sind erregt und übersehen die wirklich wichtigen „Reformen“ – etwa die Umfärbung von Ministerien etc.

 

 

 

Fürchtet euch!

Der ungarische Ministerpräsident Orban fürchtet sich vor einer Unterwanderung durch Muslime, die seiner Meinung nach gezielt von George Soros betrieben wird. Orban muss es wissen, schließlich hat er mit Hilfe eines Stipendiums von Soros in Oxford studiert.

Praktischerweise ist Soros Jude, was bei antisemitischen Menschen immer gut ankommt und die Frage, ob nicht die orbansche Verschwörungstheorie das Werk eines psychisch Kranken ist, in den Hintergrund drängt.

So weit ist der Antisemitismus in Österreich noch nicht gediehen, daher konzentriert sich die „neue“ Regierung auf das Feindbild Islam. Der christlich-konservative Jungpolitiker Kurz griff erfreut einen Vorschlag seines Rechtsaußen von der FPÖ auf: Ein Kopftuch-Verbots-Gesetz muss her!

Hatte man vor einiger Zeit noch die Grünen – sie sind nicht mehr im Nationalrat vertreten – als „Verbotspartei“ diffamiert, vertritt man nun die Meinung, Verbote fördern die Integration.

Das „Anti-Gesichtsverhüllungsgesetz“ ,  das volkstümlich „Burkaverbot“ genannt wird, war werbemäßig ein toller Erfolg, warum also nicht nachsetzen?
Schließlich gibt es kaum noch Flüchtlinge, seit Kanzler Kurz eigenhändig die Balkanroute geschlossen hat.
[Für auswärtige Leserinnen und Leser: das Gesetz nennt sich konkret „Bundesgesetz über das Verbot der Verhüllung des Gesichts in der Öffentlichkeit“ und existiert tatsächlich.]

Auf der Suche nach neuen Ablenkungen stieß man auf das Kopftuch.
Sein Verbot für (vorläufig) Kinder bis zehn Jahre schützt sie, die Kinder, nämlich „vor Diskriminierung und Stigmatisierung“.

Wie viele konkret „geschützt“ werden, weiß zwar niemand genau, aber darum geht es nicht. Hauptsache, Volk und bestimmte Medien sind beschäftigt.
[Übrigens: Beim Rauchverbot, das vor schädlichen Giften schützt und ungleich mehr Menschen betrifft, ist die Regierung interessanterweise gegen ein Verbot! Über eine halbe Million Österreicherinnen und Österreicher unterschrieben das Ansuchen (!) für ein Verbot, damit der giftige Rauch endlich aus Restaurants verschwindet. Auf Wienerisch: a bleede G’schicht für die Regierung.]

 

Rückkehr des Glaubens?

Glauben, sagt der Volksmund, heißt nichts wissen.
So gesehen nimmt die Zahl der Wissenden zu: In Wien ist derzeit etwa ein Drittel konfessionslos, in ganz Österreich stieg der Anteil seit 2001 von 12 auf 17 Prozent.

Als „religiös“ fühlte sich laut einer Umfrage nicht einmal die Hälfte der Bevölkerung!

Noch günstiger ist die Lage in Tschechien, wo nur 20 % sich als religiös bezeichneten, gar 30 % als überzeugte Atheistinnen und Atheisten.

Das wäre doch ein Anlass, nicht über ein Kopftuchverbot nachzudenken, sondern über eine inhaltliche Reform nachzudenken, die ihren Namen verdient: die tatsächliche Trennung von Staat und Religion.

In Frankreich fand sogar ein katholischer Bischof es super, dass in allen öffentlich-rechtlichen Schulen alle religiösen Symbole verboten sind. Nicht nur jene des Islams, auch jene der christlichen Kirchen.

Am Eingang der öffentlichen französischen Schulen legen junge Menschen seither alle religiösen Symbole ab, vom Kopftuch bis zur Halskette mit dem Kreuz. Danach betreten sie Räume ohne Gekreuzigte und widmen sich dem Unterricht.

 

Die Lösung des Problems ist einfach!

Wenn die „neue“ Regierung einen „neuen Stil“ pflegen, noch dazu „Veränderung“ in Gang setzen will: Nur zu, liebe Regierungsmitglieder, haut endlich auf den Tisch!

Streicht die Religionsstunden in den öffentlichen Schulen und spart die Gehälter für Lehrerinnen und Lehrer in den privaten Schulen von Religionsgemeinschaften.
Die werden nämlich, falls das jemand übersehen hat, mit dem Steuergeld aller Österreicherinnen und Österreicher bezahlt.
Auch von der großen Menge jener, die nicht an überirdische Götter glauben.

Wer an ein Jenseits glaubt, möge hienieden auch das Geld für seine Angestellten ausgeben, die diese These vertreten.

Ich vermute, dass wir mit diesen Einsparungen der Sanierung des Haushaltes bereits ein großes Stück näher kommen würden. Und was in Staaten wie Frankreich oder den USA möglich ist, werden wir Österreicher doch auch noch hinbekommen!

Großer Nachteil für eine alte Regierung:
Das Feindbild Islam kommt ihr abhanden. Und welche Regierung will schon eine Lösung, wenn es so gut funktioniert, das Volk mit einem Feindbild zu verblöden verwirren.

Aber das ist selbstverständlich ein alter Gedanke, der unserer neuen Regierung nicht in den Sinn kommen würde!

Darum freue ich mich auf ein Österreich, das tatsächlich Staat und Religion trennt, damit die Demokratie Einzug hält in unsere Heimat.

In diesem Sinn:
schöne Tage euch allen
Erich Ledersberger