Endlich!
Viele haben es vielleicht nicht bemerkt, aber 2024 werden zu den Olympischen Spielen vermutlich auch Fingerathleten zugelassen.
Es handelt sich um Profis im eSports-Bereich. Mehr dazu hier.
Endlich olympisch!
Mieselsüchtige Menschen finden es bekanntlich seltsam, dass 22 Millionäre auf einer grünen Wiese um nur einen Ball kämpfen, den sie in ein Rechteck mit angeschlossenem Netz befördern wollen.
Noch seltsamer finden sie, dass ihnen dabei Millionen vor dem Fernseher, im Internet und sogar von einem unbequemen Stuhl im Stadion aus zusehen.
Alle vier Jahre rennen die allerbesten Millionäre gegeneinander an, um noch reicher zu werden. Das nennt sich dann Fußball-WM und findet dieses Jahr zu Ehren von Zar Putin in Russland statt.
Zeitlich ein wenig verschoben, damit die Zuschauer optisch und finanziell nicht überfordert sind, gibt es die Olympischen Spiele.
Dort laufen die Menschen nicht nur einem Ball hinterher, sondern springen auch hoch und weit;
schmeißen sich mit seltsamen Verrenkungen ins Wasser, manchmal alleine, manchmal nebeneinander;
sie hauen aufeinander ein;
sie schleudern einen kleinen Ball unter Mithilfe eines Stockes so weit wie möglich;
sie rudern gegen den Strom und auch mit ihm;
sie werfen sich auf einem federnden Bett in die Höhe;
sie nehmen einen großen Schläger, treffen einen kleinen Ball und freuen sich, wenn sie ihn über ein Fischernetz bringen;
manche nehmen kleinere Schläger und einen noch kleineren Ball und ein ganz, ganz kleines Netz auf einem Tisch – damit niemand das eine Spiel mit dem anderen verwechselt, zählen sie die gewonnen Punkte nach einem anderen, ebenfalls unverständlichen System;
vor vielen Jahren klammerten sich Menschen auf der einen Seite an ein Seil, eben so viele auf der anderen Seite und dann zerrten sie solange, bis die einen die anderen über eine Linie gezogen hatten.
Kurzum: Die Olympischen Spiele sind eine Aneinanderreihung seltsamer Körperverrenkungen. Am Ende gab es selbstverständlich Siegerinnen und Sieger, die früher sich dezent freuten und heute weinen oder brüllen, jedenfalls das von sich geben, was dann beschönigend „Emotionen“ genannt wird. (Siehe dazu auch den wissenschaftlich interessanten Beitrag „Brüll-Yoga“.)
Vom geistigen Athleten
War Sport bisher irgendwie mit körperlicher Betätigung verbunden , findet im Olympischen Komitee – es besteht aus den finanziellen Gewinnern der Olympischen Spiele – allmählich ein neuer Bezug zum Profit Eingang: Wenn Menschen nur einen kleinen Teil ihres Körpers trainieren wollen, nämlich die Finger:
Warum sollen nicht irgendwelche Computerspiele zu einer Sportart erklärt werden?
Gesagt, getan – vielleicht können wir schon 2024 auf Monitoren zusehen, wie andere auf Monitore sehen, um mit Maschinengewehren Feinde zu erschießen.
Doch halt!
Das kommt nicht in Frage, wie der Präsident des olympischen Komitees, Thomas Bach, einschränkt. Gewalttätige Disziplinen verstoßen nämlich gegen den „olympischen Gedanken von Frieden und Toleranz“.
Geschossen werden darf bei Olympischen Spielen weiterhin überwiegend mit Pistolen und Gewehren, zumindest mit Pfeil und Bogen.
Chance für Senioren!
Da ich körperlich in den letzten Jahrzehnten eher nachgelassen habe, freut es mich, dass endlich eine Disziplin zu den Olympischen Spielen nominiert wurde, die meinen allgemeinen körperlichen Verfall nahezu negiert.
Durch immensen Trainingsfleiß konnte ich jenen Körperteil, der für eine erfolgreiche Teilnahme bei den nächsten Olympischen Spielen wichtig ist, so perfekt formen, dass ich mir große Chancen auf eine Medaille ausrechne.
In diesem Sinn:
Haltet alle die Ohren steif und die Finger wendig!
Weiterhin schöne Frühlingstage wünscht allen
Erich Ledersberger