Warum ich Gebühren für den ORF bezahle wird mir leider nur klar, wenn ich Ö1 höre. Der Rest des Programms gehört großteils entsorgt, aber bitte, immerhin: Ö1.Dort war ein „Menschenbild“ – so heißt eine Reihe – mit und über Joseph Weizenbaum zu hören. Der Mann ist mittlerweile über 80 Jahre alt, war ein Computerpionier und hat, weil er die Materie besser kennt als die meisten, viele Bücher über den Unfug geschrieben, der sich als Fortschritt tarnt: e-learning, e-commerce und was noch alles unter e’s so läuft. Viel Lärm um nichts, außer der Tatsache, dass diese Computer in all ihren Formen die Gesellschaft auch zerstören.
Darüber schreibt und spricht Joseph Weizenbaum.
Nich resignativ, nicht pessimistisch, bloß realistisch. Und das gibt so viel Anlass zur Hoffnung wie die Atomkraftwerke, die plötzlich wieder auferstehen. Gefährlich sind sie beide geblieben. Bloß bei Computern wird die Sachlage noch öfter verkannt als bei Atomkraftwerken.
Computer – als Hilfsmittel wunderbare Gegenstände, die mir beispielsweise das Schreiben und Veröffentlichen erleichtern – werden nach wie vor als Wundermittel ohne Nebenwirkungen angepriesen.
Nur die Benutzer sind anderer Meinung. Sie kämpfen sich durch immer neue Programmversionen und sind damit beschäftigt, die richtigen Tasten zu finden. Ob „Timemanagement“ oder „Singletreff“ – der Computer verspricht die Lösung aller Probleme. Und ist nur ein neues, das weder unsere Einsamkeit noch unser Zeitproblem löst. In erster Linie sind wir mit ihm beschäftigt, das scheint seine hervorragendste Qualität zu sein.
Ob 100 $ Notebook für die 3. Welt, ob schnellerer Ablauf der Bürokratie, ob Lernen und Lehren: der Computer ist die Lösung.
Nicht wirklich, aber zumindest virtuell. Um ein gebräuchliches Wort aus der EDV zu gebrauchen.
Die realen Probleme bleiben:
Wie lösen wir die Arbeitsplatzprobleme?
Wie den Hunger in der 3. Welt?
Die Armut in der 1. Welt?
Und wie sieht es in der 2. Welt aus?
Wenn Computer alles können, wozu braucht es uns Menschen?
Es gibt Computerexperten, die über eine „bessere Welt“ ohne Menschen nachdenken.
Joseph Weizenbaum gehört glücklicherweise nicht dazu.