Die vergangene Woche stand ganz im Zeichen des Faschings, zumindest in Innsbruck. Hier versammelten sich etliche süße Herrchen mit Mütze und bunten Bändern, die sich um die schmalen Brüstchen wanden wie einst die Schlangen um Laokoon. Manche trugen auch weiße Handschuhe, damit die vor Aufregung schweißnassen Händchen niemanden belästigten.Leider waren diese Männer, die nur Männer mögen, weit entfernt von einer bunten Gay-Parade, dennoch verbreiteten sie die Romantik einer längst vergangenen Zeit, die niemand mehr haben will. Außer jenen, die hier zusammenfanden, in trauter Bubenseligkeit, auch wenn viele von ihnen physisch an die hundert und psychisch an die tausend Jahre alt sind.
Als männlicher Höhepunkt trat ein seriöser „alter Herr“ auf, der stolz auf seine Zugehörigkeit zu einer „schlagenden Verbindung“ ist, also auf einen Verein, in dem das tumbe Dreinhauen mit alten Waffen auf einen anderen Menschen als Orgasmus der menschlichen Entwicklung gilt.
Der Mann heißt übrigens Graf und ist 3. Nationalratspräsident, gewählt von SPÖ und ÖVP, also den Regierungsparteien. Was verrät mehr als dieser Mummenschanz über die Vertreter dieser Republik?
Höchstens noch die Kronenzeitung.
Womit wir bei den Neuigkeiten abseits des Faschings angekommen sind.
Herr Dichand, Eigentümer einer Zeitung, wie es sie früher nur im Ostblock gab, wünscht sich eine neue Monarchie:
Der Onkel Erwin Pröll soll Bundespräsident werden und sein Neffe, der junge Pepi, also der Josef Pröll endlich Bundeskanzler.
Da schaut der enterbte Werner Faymann, Noch-Bundeskanzler, aber! Vor den Wahlen hat er dem Kaiser der Krone, dem Onkel Hans Dichand, unterwürfig versichert, dass er alles im Sinne des Onkel Hansis machen werde.
Nun sagt der Onkel Hans, dass der brave Werner gar nicht sein Erbe wird. Dabei hat der kleine Werner alles im Sinn des Onkels gemacht. Und nun das!
Vielleicht wäre es für den guten Werner Faymann doch besser gewesen, zuerst ein Medienreich aufzubauen wie der schöne Silvio imSüden – und dann erst Kanzler zu werden. Dann müsste er nicht auf den Onkel Hans hören, sondern wäre sein eigener Herr!
Aber das gehört sich nicht für einen echten Österreicher – der ist brav und bückt sich. Das ist er seit Jahrhunderten gewohnt und so soll es bleiben. So weit sind der schlagende Burschenschafter Herr Graf und der sozialdemokratische Bundeskanzler gar nicht voneinander entfernt. Rein geistig gesehen.
Übrigens: Österreich hat jetzt schon genau so viele Tageszeitungen wie Rumänien – ein großer Erfolg der demokratischen, wenn nicht gar sozialdemokratischen Medienpolitik des Landes.
Kleiner Wermutstropfen: Kein anderes Industrieland hat eine derartige Pressekonzentration. Wenn man von der Sowjetunion mal absieht. Allerdings gibt es die nicht mehr.
Eine Chance Österreichs für die Zukunft?