Herr Hawliczek in der Sommerakademie

In der SommerakademieIm Sinne einer Versöhnung zwischen Ost und West, also Tirol und Wien, möchte Kakanien einen wertvollen Beitrag liefern.
Hier das erste sensible Gespräche zwischen zwei typischen VertreterInnen der beiden Großmächte: Frau Agostini und Herr Hawliczek im trauten Dialog.
Heute: Wie war Ihr Urlaub?

FRAU AGOSTINI:
Und, Herr Hawliczek, wie war der Urlaub?

HERR HAWLICZEK:
Wos soll i sogn. A Katastrophe.

FRAU AGOSTINI:
Haben Sie sich etwas Anderes erwartet? In Zeiten wie diesen?

HERR HAWLICZEK:
Na. Owa an Kultururlaub hob i ma scho irgendwie. … I was net. Aundas fuagstöt….

FRAU AGOSTINI:
Urlaub von der Kultur? Sie gehen doch ohnehin weder ins Theater noch lesen Sie je ein Buch!

HERR HAWLICZEK:
Des hätt´ i a so weitermochn solln. Tradition is wichtig im Lebn. Owa na, i woa in ana Akademie. Mit Kultua. Oiso mia hobn quasi Kultur geschaffen.

FRAU AGOSTINI:
Herrr Hawliczek als Kulturschaffender! Dass ich das noch erleben darf!

HERR HAWLICZEK:
I bin a froh. – Dass es iwalebt hob.

FRAU AGOSTINI:
Wie ich Sie beneide! Wir Tirolerinnen haben leider wenig Kultur. Wegen der Berge.

HERR HAWLICZEK:
Wos haum de Beag mit ana maungelnden Kultua z’tuan?

FRAU AGOSTINI:
Sie lenken ab. Wir müssen immer hinauf. Bis wir oben sind. Und dann fehlt uns die Kraft für die Kultur.

HERR HAWLICZEK:
Sie Glückliche. Vielleicht sollt i des nächste Moi in Tirol Urlaub mochn.

FRAU AGOSTINI:
Das ist ein anderes Thema. — Was haben Sie denn Kulturelles gemacht?

HERR HAWLICZEK:
Ois Eastas bin i in an Körperkurs gaungan. Schließlich braucht ein gesunder Geist einen gesunden Körper.

FRAU AGOSTINI:
Das ist bei Ihnen aber eine Langzeitübung.

HERR HAWLICZEK:
Des hob i jetzt net gheat. – Ois erstes hot da Leader jedenfois gsogt….

FRAU AGOSTINI:
Wer?

HERR HAWLICZEK:
Da Leader. Des sogt ma heit so, weu Führer is verpönt. Vualäufig! Jedenfois sogt dea:
„Wir versuchen jetzt, die Erde zu spüren. Spürt ihr die Erde?“

FRAU AGOSTINI:
Und?

HERR HAWLICZEK:
Hob i gsogt: Nau sicha. I bin jo ka Luftkissenfahrzeug.

FRAU AGOSTINI:
Das war keine gute Antwort.

HERR HAWLICZEK:
Ah, Sie woan a scho in so an Kuas?

FRAU AGOSTINI:
Nein, Herr Hawliczek. Aber wenn man ein bisschen sensibel ist …

HERR HAWLICZEK:
Genau. Des woa dea Kuasleita owa net. Er hot mi gaunz vorwurfsvoll augschaut. Und de aundan hobm mi a so augschaut. Ich hob mi, ehrlich gsogt, gaunz schee diskrimiert gfühlt. So ois Minderheit, de de Woahheit sogt.

FRAU AGOSTINI:
Eine männliche Kassandra sozusagen.

HERR HAWLICZEK:
Sicha ned! I bin jo ned deppat und bleib auf da Woahheit bestehn, damit´s mi nochan umbringan.
I hob gsogt, mia tuat leida des Kreiz weh vom vielen Fühlen, i geh in an aundan Kurs. Zu den Late Lovers.

FRAU AGOSTINI:
Die heißen Latin Lover!

HERR HAWLICZEK:
De Kollegen vom Köapakurs hobm den Witz a net vastaundn. I bin jedenfois glei ume, zu den Tänzern. „Get in your bodies“ woa des Motto.

FRAU AGOSTINI:
Selbsterkenntnis durch Tanz?

HERR HAWLICZEK:
Na. Durch Hot Bellydance.

FRAU AGOSTINI:
Bauchtanz? Ich meine, ich spreche Ihnen keinesfalls Ihren Bauch ab. Aber dass Sie als Mann ….

HERR HAWLICZEK:
I hob net gwusst, dass des eha wos fia Fraun is.

FRAU AGOSTINI:
Eher?

HERR HAWLICZEK:
Nau jo, es gibt jo soichane und soichane – do bin i tolerant. I hob net amoi wos gengan de Cevapcici.

FRAU AGOSTINI:
Der Mann, also die Frau heißt Wurst! So geschmacklos kann auch nur ein Wiener sein. — Aber haben Sie sich nicht gewundert, dass überwiegend Frauen in dem Kurs sind?

HERR HAWLICZEK:
Ibawiegend is guat! Es woan ausschließlich Frauen duat. Wa jo aun sich ned so schlecht. Owa irgendwie woans zu vü Bauch. Oda is des scho wieda geschmacklos?

FRAU AGOSTINI:
An der Grenze. – Und? Was haben Sie gemacht?

HERR HAWLICZEK:
I hob sofuat den Kuas gwexlt.

FRAU AGOSTINI:
Gute Idee. Wieder was für den Geist?

HERR HAWLICZEK:
Eher a cross over. „Sei du selbst“ hot a g´hassn.

FRAU AGOSTINI:
Ah! Bewusstseinstraining! Geborgen in der Essenz unseres Daseins. Ein Leben in Glück und Fülle ist möglich.

HERR HAWLICZEK:
Jo. Des Buach hot uns da Führer, oiso da Leader, a auns Heaz glegt. Hot a söwa gschriebn. So a Zufoi! Owa des woa ollas a fake. A Schmäh auf guat Deitsch.

FRAU AGOSTINI:
Danke. Ich bin des Englischen mächtig.

HERR HAWLICZEK:
Tschuidigen. I woit Sie net auf Ihre Provinz reduzieren.

FRAU AGOSTINI:
Herr Hawliczek! Noch ein Wort und wir können die Reihe  streichen!

HERR HAWLICZEK:
Jessas na. I waas eh, de Tirola san, wos Witz aulongt, a bisserl heikel. Wenn i so sagn deaf. Nix fia unguat, ich schätze Tirol über alles! Das Land jenseits der Ebene ist mir sozusagen heilig! Mein heiliges Land!

FRAU AGOSTINI:
Herr Hawliczek! Sie rütteln am Watschenbaum!

HERR HAWLICZEK:
Jessas! Scho wieda foisch! Jedenfois, nochdem i gschrian hob, dass mi de Leit olle aukotzn, woas wieda wie im Köapakas: Olle hobm mi aungschaut, ois ob i deppat wa. Dabei was i genau, dass de aundan a so denken.

FRAU AGOSTINI:
Das heißt, Sie buchen nächstes Jahr ein anderes Programm?

HERR HAWLICZEK:
Sicha net! I hob ma des Hotö danebn augschaut.
Des glaubt ma kana: Do foahn de Leit mit an Motorradl aum Meer umadum.
Ode hängan sie auf a Luftmatrotzn, de von an Motoaboot zogn wiad.
Und schrein wiea deppat, wäus ihnan gfoit.
So bled bin i net. No net. Und weas hoffentlich nie wean.
Pfiat enk, bis zum nächschten Moi!

FRAU AGOSTINI:
Herr Herr Hawliczek, ich bin begeistert von Ihrer perfekten Tiroler Abmoderation!