Gleich nach dem Fressen, Saufen und … naja, Sie wissen schon, folgen nach Maslow die Sicherheitsbedürfnisse.
Aber so sicher können wir gar nicht sein, dass wir nicht prinzipiell Angst haben. Dagegen hilft: noch mehr Sicherheit!
Zäune sind zu wenig!
Selbstverständlich sind Zäune ein wichtiges Utensil jedes Menschen, der sich in unser stolzes Land integrieren muss. Kein Garten ohne Zaun, kein Schrebergarten ohne Mauer.
Als der Kommunist Honecker auf einer Pressekonferenz 1961 sagte,
„niemand habe die Absicht, eine Mauer zu errichten“, wunderte sich halb Österreich.
Die Aufregung der Westdeutschen, als der Kleinbürger Genosse Erich doch eine Mauer errichten ließ, verstand hier kaum jemand.
Was spricht gegen eine Mauer? Jeder Schrebergarten hat hier eine!
Zäune sind gut, Mauern besser, aber am besten verbietet man sicherheitshalber alles, was einem so einfällt.
Stabile Verhältnisse
Ein griechisches Sprichwort besagt, dass „alles fließt“.
(Für Bildungsbürgerinnen und —bürger: pantha rei. Was übrigens, für alle, die im Unterreicht nicht aufgepasst haben, nichts mit einem Panther zu tun hat!)
Das Fließen mag für Griechenland gelten, in Österreich fließt höchstens die Donau. Wir sind stolz darauf, dass sich hierzulande nichts ändert. Ein Blick auf die bald 50jährige Bildungsreform verdeutlicht diesen Zustand hysterisch-hektischer Starrheit.
Wer will schon auf solche Privilegien verzichten?
Aus Tradition sicher!
Aus dieser Starrheit heraus gewinnen wir an innerer Sicherheit.
Leider ist das ein äußerst labiler Zustand, der nichts mit Selbstbewusstsein zu tun hat. Noch immer leiden wir an einem Ereignis, das etwa 100 Jahre zurückliegt: Damals starb unser geliebter Kaiser, der Franzl-Seppi, auch Franz-Joseph genannt.
Seither sind wir ein wenig ängstlich geworden und fürchten uns vor allen Fremden. Sogar unsere nördlichen Nachbarn, die Germanen, sind uns nicht ganz geheuer. Seit einigen Jahren überschwemmen sie uns auch außerhalb der Tourismussaison wie Heuschrecken, die bekanntlich die achte Plage Gottes sind.
Immerhin sprechen sie — die Deutschen, nicht die Heuschrecken — einen uns ähnlichen Dialekt, der allerdings etwas spröde klingt. Das mindert unsere Angst ein wenig.
Schlimmer ist es mit jenen, die noch unverständlicher sprechen. Dann gerät unser Sicherheitsgefühl durcheinander: Wir fürchten uns!
Und wenn Menschen sich fürchten, dann sind sie bekanntlich zu den widerwärtigsten Dingen fähig. Deshalb gilt:
Liebe zu Integrierende, sprecht bitte schön deutsch! Also nicht wie unsere Politiker, sondern verständlich! Dann fühlen wir uns sicher — und bleiben friedlich.
Und achtet unsere Gebote, auch wenn sie mitunter schwer verständlich sind.
Das Leben danach
Nachdem das Diesseits eine derzeit ziemlich unsichere Angelegenheit ist, darf hier der Hinweis auf ein sicheres Jenseits nicht fehlen.
Wie sieht es dort aus?
Erwartet uns tatsächlich das Paradies?
Und sind wir dort einsam?
Werden uns viele Jungfrauen empfangen?
Oder ein göttlicher Patriarch?
Fragen über Fragen, die leider erst dort, im Jenseits, beantwortet werden.
Wenn überhaupt.
Es sind unsichere Zeiten.
Kurz zusammengefasst:
Sicherheit ist ein österreichischer Grundwert, der nur bei Fußballspielen außer Kraft gesetzt wird.
Außerhalb dieses Territoriums sind wir immer höflich und lächeln. Abgesehen von den WienerInnen, die sind von dieser Regel ausgenommen. Sie huldigen der Tradition des „Grantelns“.
Wer das Wort nicht versteht, setze sich einfach in eines der vorbildlichen öffentlichen Wiener Verkehrsmittel und betrachte die Mitfahrenden. Sie sind überwiegend VertreterInnen des „Grantscherms“, der „Grantscherbin“.