Hinter uns die Vernunft

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St. John’s Co-Cathedral in Valletta

Irgendwann erinnern sich die meisten Menschen daran, dass nur eines sicher ist: der Tod.

Wenn ihnen das rechtzeitig einfällt, machen sie jene Dinge, die sie bisher aufgeschoben haben. So geschah es mir. Und daher flog ich im Frühling nach Malta.

 

Kirche der Armen?

Und fand dort eine Kathedrale, in der alle Wände vergoldet und mit Figuren geschmückt sind. Offensichtlich fanden (und finden) viele Menschen es wichtig, solche Gebäude zu errichten, während andernorts, nicht weit entfernt, andere Menschen hungern.

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Deckenteil der Kathedrale

Und weil Ostern nahe ist, dachte ich an die Osterinsel und ihre Bewohner. Die bauten dort, im schwer erreichbaren Südpazifik, riesige Monumente, die heute Anziehungspunkt für wohlhabende Touristen aus aller Welt sind.

Die ursprüngliche Bevölkerung gibt es nicht mehr. Sie hat den Reichtum der Insel so lange ausgebeutet, bis nichts mehr da war. Nicht einmal mehr ein paar Palmen, aus denen ein Schiff gebaut hätte werden können. Man hatte den Ast abgesägt, auf dem man gesessen war.

Das erinnert fatal an einen der Grund„werte“ der westlichen Gesellschaft: beständiges Wachstum.

Das bedeutet in letzter Konsequenz, dass wir immer mehr produzieren und konsumieren, bis nichts mehr da ist, statt den Reichtum dieser Erde gerecht und vernünftig zu verteilen.

Wie uns die Osterinsel lehrt, wird das nicht gut enden. Dort zerstörten die Einwohner ihre Tempel und bekriegten einander. So lange, bis alle Menschen tot waren und nur mehr großartige Steinfiguren an sie erinnern.

Besinnliche Ostern – und vielleicht siegt die Stimme der Vernunft doch noch.

Sigmund Freud glaubte das ja:
„Die Stimme des Intellekts ist leise, aber sie ruht nicht, ehe sie sich Gehör verschafft hat. Am Ende, nach unzähligen oft wiederholten Abweisungen, findet sie es doch. Dies ist einer der wenigen Punkte, in denen man für die Zukunft der Menschheit optimistisch sein darf.“

Ich bin mir da nicht so sicher.

 

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