Das Auftauchen von Jörg Haider aus der orangen Senke kann nur mit dem englischen Wort „relaunch“ beschrieben werden. Das versteht kaum jemand und so ist es mit der neuen Sensation aus dem südlichen Bundesland:
Kärnten führt als erstes die Gesamtschule ein.
Ist Haider ein roter Linkssozi geworden?
Oder ist es nur die Freude an der Schlagzeile, die ihn die „Gleichmacherschule“ toll finden lässt?
Und was sagt die Vorgesternpartei ÖVP dazu?
Keine Überraschung, sie findet die Idee natürlich schlecht. Der neue ÖVP-Führer Molterer wollte zwar als junger Mensch auch die Gesamtschule, ist aber nun „klüger geworden“ – sagte er zumindest dem Kurier.
Naja, mit der Klugheit ist das ein Problem, schließlich fand auch Frau Brinek (ÖVP) keine wissenschaftliche Untersuchung, die eine Gesamtschule besser findet als unser „supermegatittengeiles“ Schulsystem.
Sie hätte bloß den Bericht der „Zukunftskommission“ lesen müssen, den ihre Kollegin Gehrer erstellen ließ. (Und dann darüber schwieg, weil die Ergebnisse nicht in ihr Weltbild passten.)
Vielleicht ist in Teilen der ÖVP nur das wissenschaftlich, was die Oberen denken. Oder nicht be-denken.
Jedenfalls: Gesamtschule in Kärnten.
In ganz Kärnten?
Nein. In zwei Städten.
Wer einen Schulversuch „Gesamtschule“ scheitern lassen will, braucht nur einen Fehler zu machen: ihn nicht flächendeckend und verpflichtend anzubieten.
Das zeigen die Erfahrungen in Deutschland und jene in Skandinavien.
Die deutsche Gesamtschule blieb ein weiterer Zweig unter vielen. Die „besseren“ Schüler wanderten ins Gymnasium ab. Das Ergebnis, unzufriedene Schüler und Eltern, war keine große Überraschung.
Die skandinavische Gesamtschule, mit ihrem Fördersystem und weitgehend einheitlichem Lehrplan hingegen war und ist erfolgreich. Nicht nur, was die Leistungen angeht, sondern auch in Hinblick auf Zufriedenheit aller Beteiligten.
Wenn Kärnten die Gesamtschule wieder nur als Schulversuch startet, dann ist das Scheitern vorprogrammiert.
Übrigens: Gesamtschulversuche gibt es in Österreich seit derzeit 36 Jahren. Sie wurden auch wissenschaftlich begleitet. Allerdings machten, mit einer einzigen Ausnahme, nur Hauptschulen diesen Schulversuch. Weil die Gymnasien sich weigerten, daran teilzunehmen. Deshalb halten wiederum manche die Untersuchungen für nicht repräsentativ.
Tja, der Hase Gesamtschule kann so schnell laufen, wie er will.
Gegen zwei Igel kommt er nicht an: die ÖVP, die Augenohrenzu spielt und die SPÖ, die schweigt.
Ausnahmen gibt es immerhin: die neue Ministerin Schmied. Eine ÖVP-Abgeordnete aus der Steiermark. Überwiegend Frauen, fällt einem auf. Irgendwie klappt das mit der Emanzipation noch nicht so, wie wir Männer uns das vorstellen. Frau Thatcher war da irgendwie moderner. Männlicher. Sozusagen.