Neulich am Weihnachtsmarkt

Weihnachtsmarkt in Kakanien, Hauptstadt Wien

Unsere abendländischen Werte!

„Wir müssen ein Zeichen setzen gegen die Bedrohung unserer Werte“, meinte meine ALF unlängst. Als überzeugter Demokrat stimmte ich ihr begeistert zu.

„Was machen wir?“ „Wir besuchen einen Weihnachtsmarkt.“

 

 

 

Gegen Islami- und Kommerzialisierung!

„Können wir es nicht etwas weniger radikal anlegen? Ich weiß schon, dass wir unsere Werte verteidigen müssen. Aber geht das nicht anderswo? Wir waren noch nie auf einem Weihnachtsmarkt! Schon gar nicht zur Weihnachtszeit.“

Meine Argumente verpuffen. Wenn meine ALF zur Rettung des Abendlandes aufbricht, hilft kein Betteln und kein Flehen. Flugs finde ich mich auf dem Weg zum Wiener Rathaus wieder, inmitten einer unübersehbaren Menschenmenge, die ebenfalls die abendländischen Werte verteidigt.

„Wenn schon so viele Mentschen (ich bin ein Fan der Mikl-Leitnerschen-Redetechnik) für Frieden und Demokratie unterwegs sind, kommt es doch auf uns nicht an.“
Mein Versuch, aus der Menge auszubrechen, scheitert.

„Nichts da, es kommt auf jede Stimme an“, stellt meine ALF ungerührt fest.

Manchmal hasse ich die Werbebotschaften der Grünen. Und so schritten wir dahin, eine riesige Demonstration abendländischer Multi-Kultur.

Günstige Weihnachtsmänner in Kakanien

Ausverkauf der Weihnachtsmänner im Advent

 

 

 

 

 

 

Vorbei an Würstelständen, Sushi-Hütten, Kebab-Buden, Wienerwald-Hühnchen, Taj-Mahal-Kantinen. Dazwischen türmten sich Berge von Schokoäpfeln, gebrannten Mandeln und Zuckerwatte auf, immer wieder unterbrochen von künstlerischen Höhepunkten in Form von Weihnachtsmännern aus Holz oder Plastik, mit LED-Lämpchen oder schlichten Kerzen aus Bienenwachs.

Besonders beliebt sind dieses Jahr gedrechselte und glatt polierte Schalen, schon länger halten sich Marmeladen mit Chili, Granatäpfeln oder Ingwer. Heuer neu dazugekommen sind Senfbehälter mit allen Zutaten, die es weltweit und selbstverständlich lokal gibt.

Die Punschstände haben sich weiter vermehrt, es gibt sie nun mit Glühwein von Haubenköchen, von ihnen selbst umgerührt.

Leider sind vor jedem dieser Ausschankstätten gefühlt mehrere Tausend Menschen, die sich nach vorne kämpfen, hin zu den Sauf- und Futtertrögen.

Und da, endlich erfahre ich den wahren Grund für den Einsatz meiner ALF: ein Stand mit altem Christbaumschmuck, glücklicherweise mit wenigen Mentschen davor. Wir kaufen ein paar Vögelchen mit dem charakteristischen Schwänzchen am Hintern, zwei silberne und einen bunten.

Danach schwindeln wir uns zwischen zwei Hütten hinaus aus dem Strom der Demonstranten. Einige Seitenstraßen weiter finden wir einen Würstelstand ohne großen Publikumsandrang.

Bei Käsekrainer und Frankfurter verteidigen wir uns gegen Islami- und Kommerzialisierung.
Und noch ein paar Werte, die verlorengegangen sind – Ruhe, Stille und Frieden.

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